Westfalen lassen sich nicht abschütteln

Handball Bundesliga Hamm Hannover Andreas Bornemann



Handball: Eine Viertelstunde hat der ASV Hamm-Westfalen bei der sechstplatzierten TSV Hannover-Burgdorf gebraucht, um nach zweimaliger Unterzahl so richtig in die Partie zu finden. Spätestens nach der Auszeit durch Michael Lerscht beim Rückstand von 4:10 war das aber dann der Fall und die Gäste knüpften an die guten Leistungen des bisherigen Jahresverlaufs an. So bot sich für den ASV in der zweiten Halbzeit mehrfach in der Partie die Möglichkeit, auszugleichen, was nicht gelang. Am Ende blieb eine erneut gute Leistung aus Sicht der Gäste ohne Lohn, die TSV behielt beim 30:26 (17:12) die Oberhand.

Nachdem die Westfalen vor 5.529 Zuschauern in der ZAG-Arena zunächst nur aus dem rechten Rückraum und über die Mitte torgefährlich waren, verbesserte sich das Offensivspiel in der Folge immer mehr. Zudem steigerte sich Torwart Felix Hertlein im Spielverlauf, überholte den zunächst starken Dario Quenstedt im Torhüterduell bis zum Abpfiff um drei Paraden. In der Startformation wartete ASV-Trainer Michael Lerscht, dem alle Spieler zur Verfügung standen, mit einer kleinen Überraschung auf: Am Kreis erhielt der Ex-Hannoveraner Mait Patrail den Vorzug. Allerdings währte die Option zunächst nur 39 Sekunden, dann musste der Routinier nach einer Abwehraktion für zwei Minuten vom Feld – eine harte Entscheidung vom Schiedsrichtergespann Christian und David Hannes, die möglicherweise früh ein Zeichen setzen wollten.

Jan von Boenigk erzielt für die Gäste den Ausgleich zum 1:1

Mehr als ein Tor gelang der TSV allerdings in der Überzahl nicht, in der vierten Minute erzielte Jan von Boenigk für die Gäste den Ausgleich zum 1:1. In den kommenden Minuten wehrte TSV-Torwart Dario Quenstedt mehrere Würfe ab, so dass die Gastgeber mit 7:4 (13.) in Führung gingen. Dann gab es wiederum eine Zeitstrafe gegen den ASV, die wenig Anklang fand: Abwehrchef Markus Fuchs musste diesmal raus. Und diesmal machten es die Gastgeber besser und erhöhten auf 10:4. Michael Lerscht musste reagieren und stellte in der Auszeit das Spiel seiner Mannschaft um.

Kontinuierlich eingesetzte siebte Feldspieler zeigt Wirkung

Vor allem der nun im Angriff kontinuierlich eingesetzte siebte Feldspieler zeigte Wirkung. Die Westfalen arbeiteten sich ins Spiel und verkürzten durch Kapitän Fabian Huesmann per Siebenmeter in der 23. Minute auf 8:11. Hannovers Trainer Christian Prokop nahm seine erste Auszeit. Die Gäste blieben nun aber dran, in der 28. Minute traf Marian Orlowski zum 12:15  – längst war der ASV nun auch von den Außenpositionen und aus dem linken Rückraum torgefährlich. Direkt nach dem 12:15 netzte Hannover allerdings ins verwaiste ASV-Tor ein – und erhöhte so erst zum 16:12 und bis zur Pause aus dem Spiel heraus zum 17:12. Der Aufsteiger spielte zwar in der zweiten Viertelstunde der Partie wesentlich verbessert – deutlich verkürzen konnten die Westfalen den Rückstand der Anfangsviertelstunde noch nicht.

Das sollte aber in der zweiten Halbzeit gelingen, in die der ASV sehr stark startete. Felix Hertlein parierte die ersten beiden Würfe, Andreas Bornemann und Björn Zintel verkürzte zum 14:17. Längst keimte Hoffnung bei den zahlreich mitgereisten ASV-Anhängern, dass eine Überraschung beim Tabellensechsten möglich sei. Und das fürchtete wohl auch Prokop, der nach dem 17:19-Anschlusstreffer durch Yontan Dayan bereits in der 37. Minute eine Auszeit anordnete. „Das ist halbherzig“, bemängelte Prokop voll allem das Offensivspiel der Gastgeber, das nun „zu wenig in die Tiefe“ komme.

Jan Pretzewofsky verkürzt nach genau 43 Minuten auf 20:21

Dies gelang dem Aufsteiger allerdings immer besser. Die Gäste witterten derweil längst ihre Chance. Der eingewechselte Jan Pretzewofsky verkürzte nach genau 43 Minuten auf 20:21. Bis dahin hatte der ASV eine vieldiskutierte Zeitstrafe gegen Björn Zintel, der sich in einen Tempogegenstoß stellte, und den dritten per Siebenmeter abgeschlossenen Angriff der TSV überstanden – denn den dritten Versuch parierte Vladimir Bozic. So bot sich die Chance zum Ausgleich, die allerdings ungenutzt blieb. Stattdessen wurde der Lauf der Westfalen nun wieder einmal durch eine Zeitstrafe gebremst, Dayan wurde nach Foul an Brozovic, der selbst wie gewohnt körperlich agierte, vom Feld gestellt. Hannover bewies Nervenstärke und erspielte sich bis zur Schlussviertelstunde eine beruhigende 23:20-Führung.

Doch längst dachten die Westfalen nicht daran, die zwei Punkte abzuschreiben. Die Gäste blieben unbequem, versuchten es nun mit einer offensiveren 5:1-Deckung und einem äußerst agilen vorgezogenen Alexander Schulze. Sieben Minute vor Ende sorgte Huesmann per Siebenmeter zum 24:26 für Hoffnung bei den Fans, doch diese sollten vergebens gewesen sein: Die TSV blieb auch in Unterzahl nervenstark und sicherte sich am Ende einen verdienten Heimsieg. Spielentscheidend war das Tor zum 29:25 drei Minuten vor Ende, das Renars Uscins für die Hausherren markierte.

„Am Ende hat uns etwas die Durchschlagskraft gefehlt“

„Am Ende hat uns etwas die Durchschlagskraft gefehlt. Und vielleicht auch die Pfiffe zum Schluss. Wir kommen voll ran. Da brauchst Du das Quäntchen Glück“, meinte Rückraum Andreas Bornemann direkt nach der Partie. Entsprechend respektvoll äußerte sich auch Nationalspieler Marian Michalczik über den Aufsteiger: „Hamm hat eine intakte Mannschaft, die in letzter Zeit gut drauf ist. Es gelingt uns nicht, weiter wegzukommen. Das spricht für Hamm, aber auch für uns, dass wir die Punkte hierbehalten.“

Weiter geht es für den ASV Hamm-Westfalen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga nun in zwei Wochen, wenn am Sonntag um 16:05 Uhr der amtierende Deutsche Meister SC Magdeburg in der WESTPRESS arena zu Gast ist. Übrigens ist der SCM auch der nächste Gegner der TSV, die die Magdeburger drei Tage zuvor empfängt.

TSV Hannover-Burgdorf – ASV Hamm-Westfalen 30:26 (17:12)
TSV: Quenstedt (8 Paraden), Ebner (2 P.) – Vujovic (5/3), Mävers (2), Uscins (2), Juric, Pevnov (4), Michalczik (2), Kulesh (3), Gautzsch, Gerbl (5/3), Brozovic (1), Feise (3), Weber (1), Ayar
ASV: Hertlein (11 Paraden), Bozic (1 P.) – Huesmann (4/4), Fuchs, Patrail (3), Schulze, Zintel (4), Pretzewofsky (2), Bornemann (4), Orlowski (1), Meschke, Dayan (2), Savvas, von Boenigk (3), Wieling (1), Bauer (1)
Schiedsrichter: Christian und David Hannes
Zuschauer: 5.529 Zuschauer
Zeitstrafen: TSV 4 Min, ASV 8 Minuten.

Bildzeile: Andreas Bornemann im Angriff und traf insgesamt vier Mal / Foto: Wegener/ASV.).