„So ein Ding ziehst Du nur durch, wenn du eine geile Truppe hast“ – HSC nach 4:3 im Spektakel-Spiel Spitzenreiter




Fußball, Westfalenliga 2: Holzwickeder SC – SC Obersprockhövel 4:3 (3:3). Was für ein Spiel mit haarsträubenden Aussetzern hüben wie drüben, insbesondere in den ersten 45 Minuten. Unter dem Strich blieb, nach dem Abpfiff des „besten DFB-Nachwuchsschiedsrichter des Jahres 2022“, Jonas Fischbach, der nicht seinen allerbesten Tag erwischt hatte, ein am Ende glücklicher 4:3-Erfolg des HSC gegen einen Gast aus dem Oberbergischen Land. Es war ein Spektakel der ganz besonderen Art in der ersten Halbzeit – und am Ende des Sonntagnachmittags war der HSC Spitzenreiter der Westfalenliga 2. HSC-Abwehrrecke Philipp Gödde fasste es zurecht so zusammen: „So ein Ding ziehst Du nur durch, wenn Du eine geile Truppe hast“.

„Frechdachs“ Andreas Spais mit der frühen Führung

Die exakt 170 Zuschauer hatten noch gar nicht richtig an ihrem ersten Kaltgetränk geschlürft, da erklang das erste Mal die Torhymne. Andreas Spais, mit viel Selbstvertrauen nach seinen tollen Treffern in der Vorbereitung, war es, der einfach mal aus rund 20 Meter abzog und das Leder einschlug (2.). Patrick Adam Dytko, ausgestattet mit guten Visitenkarten wie den BVB-B-Junioren, Gliwice aus Polen und Sprockhövel, spielte den Spaßverderber im Montanhydraulik-Stadion und erzielte den Ausgleich (15.). HSC-Keeper Leon Chrobok, der den am Fuß verletzten Felix Hacker ersetzte, sah nicht gut bei diesem frühen Ausgleich aus. In der 23. Minute kam es noch schlimmer für den Gastgeber. Im Zweikampf mit Philipp Gödde im Strafraum kam eben jener Patrick Adam Dytko zu Fall – Strafstoß entschied Referee Fischbach, eine sehr umstrittene Entscheidung. Sei es drum, Trainer-Sohn Andreas Wasilewski übernahm die Verantwortung und erzielte das 1:2 aus Sicht des HSC (24.).

Ausgleichende (Un-)Gerechtigkeit in der 40. Minute

Wer geglaubt hätte, dass das Spektakel damit beendet sei, der sah sich getäuscht. Die wilde Fahrt nahm erst richtig Fahrt auf. Moritz Müller drang in den Strafraum ein, wurde gelegt – und wieder ertönte der Pfiff und die Geste zum Strafstoß. Auch hier sei ein dickes Fragezeichen an der Fischbach-Entscheidung gesetzt. Wieder war es Andi Spais, der sich das Leder zurechtlegte und humorlos zum 2:  vollendete (40.).

Slapstick von Damjan Ilic, Philipp Gödde und Leon Chrobok zum 2:3 – „Das waren Ur-Instinkte“

Eine besondere At des Humors zeigten die Sportkameraden Damjan Ilic, Philipp Gödde und am Ende der Fehlerkette Keeper Leon Chrobok in der 43. Minute. Unbedrängt passte Ilic mal quer in die Mitte, brachte damit Philipp Gödde in Bedrängnis, da er angelaufen wurde. Gödde wollte seinen Keeper anspielen, doch was dann passierte war unfassbar. Göddes Schuss war derart präzise, dass er seinen Torhüter Chrobok überraschte, der Ball immer länger wurde und im langen Eck einschlug. Chrobok zeigte auch nicht gerade die geforderte Sprinterqualität, um dem Ball hinterherzueilen – und es stand 2:3. „Das sind Urinstinkte, die sind längst nicht raus“, schmunzelte Gödde nach Abpfiff. Der Hintergrund seiner Aussage: Als Stürmer hatte er unzählige dieser Treffer erzielt – nur eben in den „richtigen Kasten“.

Es war noch nicht des Wahnsinns Ende. Freistoß HSC in der ersten Minute der Nachspielzeit. Pjer Radojcic ballerte das Leder quasi parallel zur Außenlinie irgendwie in den Winkel (45.+1). „Die haben mich einfach weggeflext“, beschwerte sich SCO-Keeper Paul Achim Zölzer – eine Meinung, mit der er recht einsam dastand.

3:3 – damit ging es dann in die Pause. „Ich glaube, dass beide Teams gar nicht recht realisiert hatten, was da passiert war“, meinte HSC-Trainer Damian Grauer. Umso schwerer war es, entsprechende Schlüsse zu ziehen.

Zweite Halbzeit mit Vorteilen für den Holzwickeder SC

Bei Bier und Bratwurst zur Pause war den Fans klar, dass es mit diesem Tore-Festival nicht weitergehen würde. Klar war aber auch, dass die Qualität der Bank und auch die körperliche Fitness den Ausschlag für den HSC geben könnte – aber nicht zwangsläufig. Tim Kortenbusch scheiterte am SCO-Keeper (65.). Moritz Müller sah den eingewechselten Finn Jona Heinings, der geriet bei seinem Schuss allerdings in Rückenlage und knallte das Leder weit über den Kasten (78.).

Matchwinner Dylan Pires – was für ein Lauf!

Der in der 67. Minute für Tim Kortenbusch ins Spiel gekommene Dylan Pires hatte dann in der zweiten Minute der angezeigten fünf Minuten Nachspielzeit seine erste fünfte (!) Ballberührung – und was für eine. Pass aus der Defensive auf Pirs, der lief und lief, wurde nicht ernsthaft angegriffen und überwand Keeper Zölzer zum 4:3 (90.+2). Riesenjubel im Montanhydraulik-Stadion, das war der zweite Sieg bei nun 7:3 Toren und die Übernahme der Tabellenführung – ein schöner Sonntag. Aber eben nur eine Momentaufnahme des zweiten Spieltags.

Bildzeile: Dylan Pires erzielte in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 4:3 für den HSC gegen Obersprockhövel. Anschließend bedankte er sich auf einer Ehrenrunde bei den Fans.

Und wieder zwei Pflichtspiele in einer Woche für den HSC – vier Offizielle beim Match in Lennestadt eingesetzt

Der Holzwickeder HSC hat nun zwei weitere Pflichtspiele in einer Woche vor der Brust. Am Mittwoch, 23. August, steht die dritte Runde des Krombacher Kreispokals auf dem Programm. Gegner ist der B-Ligist TIU Rünthe. Anstoß ist um 19.30 Uhr auf dem Kunstrasenplatz des „Schacht 3“ in Rünthe.

In der Meisterschaft geht es am kommenden Sonntag in die Ferne – und zwar in die weitere Ferne. Gut 80 Kilometer sind es bis zum Kunstrasenplatz vom FC Lennestadt im Hensel-Stadion. Anstoß ist um 15.30 Uhr. Das besondere an dieser Begegnung: Der Fußballverband setzte insgesamt vier Offizielle an. Hauptschiedsrichter wird Nikolai Mester (TuS Rumbeck) sein.

Was war mit dem Cheftrainer los?

„Das war mein erstes Spiel als verantwortlicher Trainer“, sagte Damian Grauer bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Der Grund: Chefcoach Benjamin Hartlieb war kurzfristig erkrankt. Er verfolgte das Spiel allerdings online. sku wünscht Benjamin Hartlieb alles Gute.

Bildzeile: Bei der Pressekonferenz nach Spielschluss stellten sich neben den beiden Trainern auch die beiden HSC-Spieler Maximilian Wolff (li.) und Torhüter Felix Hacker (re.) den Fragen von Harald Jelinek (Mitte).

Trainerstimmen
Damian Grauer (HSC): In der ersten Hälfte hatte keines der beiden Teams eine klare Linie. Die zweiten 45 Minuten waren ausgeglichen, wobei wir die klareren Torchancen hatten. Ausschlaggebend war die Qualität, die von unserer Bank kam, in diesem Fall war es Dylan Pires.
Robert Wasilewski (Obersprockhövel): Ich äußere mich normalerweise nicht über Schiedsrichter. Aber heute war das wirklich nicht gut. Durch die Fehlentscheidungen hat er heute alle auf die Palme gebracht – auf unserer Seite wie auch bei den Holzwickedern. Die beiden Elfmeter waren ein Witz – und da schließe ich auch unseren ein. Das Eigentor war Marke „Eigentor des Monats“. Das war schon eine besondere erste Halbzeit. Die zweite Hälfte habe ich ausgeglichen gesehen. Wir nehmen viele positive Ansätze heute mit auch wenn es nicht zum ersten Saisonsieg gereicht hat.

HSC: Leon Chrobok, Moritz Müller, Maximilian Wolff (75. Joao Filipe da Silva Macedo), Andreas Spais (86. Serhat Uzun), Philipp Gödde, Pjer Radojcic (90.+4 Dean Müsse), Jan Nielinger, Maurice Majewski (67. Finn Jona Heinings), Tim Kortenbusch (67. Dylan Pires), Damjan Ilic, Connor McLeod.
Obersprockhövel: Paul Achim Zölzer, Lennart Seitz (58. Florian Mrosek), Robin Kost, Jan-Niklas Budda (55. Jonas Seitz), Dawid Ginczek (58. Arber Berbatovic), Luca Max Baur (77. Mert Özkan), Luis Monse, Sidney Rast (90.+1 Melchior Kazimierz Majewski), Paul Adam Dytko, Adrian Wasilewski, Tim Dudda
Tore: 1:0 Spais (2.), 1:1 Dytko (15.), 1:2 Wasilewski (FE, 24.), 2:2 Spais (40.) Strafstoß, 2:3 Gödde (Eigentor, 43.), 3:3 Radojcic (45.+1), 4:3 Pires (90.+2)
Zuschauer: 170
Schiedsrichter: Jonas Fischbach (Fortuna Freudenberg).

Bildzeile: Pjer Radojcic erzielte beim 4:3 gegen Obersprockhövel einen Treffer – und war erneut einer der Besten im Team.