„Rot“ für Reichwein und Schmeing sowie tolle Tore: HSC fügt Liga-Mitfavorit Lüner SV schmerzhafte Heimpleite zu




Fußball, Westfalenliga 2: Lüner SV – Holzwickeder SC 0:3 (0:0). Wenn ein Trainer mit lautstarken „Benny“ und „HSC, HSC-Rufen“ zur Pressekonferenz nach dem Match begrüßt wird, dann muss etwas Besonderes an diesem Fußball-Nachmittag passiert sein. Und das war definitiv beim ersten Spieltag in der Westfalenliga 2 zwischen dem Lüner SV und dem Holzwickeder Sport Club der Fall. Die 175 Zuschauer, für ein Top-Spiel und Derby eher enttäuschender Besuch, sahen eine rassige Begegnung mit viel Diskussionsstoff auf und abseits des Rasens. Der HSC setzte mit dem 3:0 gegen einen der Favoriten ein überaus deutliches Zeichen in der Liga und Richtung Konkurrenz. Zwar ist es erst der erste Spieltag, doch eine gewisse Wirkung wird dieser Erfolg des HSC haben.

Bildzeile: Den verdienten Applaus holten sich die HSC-Spieler nach dem 3:0 in Lünen bei ihren Fans ab.

Ex HSC-er Marcel Reichwein verabschiedete sich nach zehn Minuten

Die Schlüsselszene des Spiels gab es gleich in der zehnten Minute. Der Arbeitsalltag von Marcel Reichwein, vom 1. Juli 2019 bis 1. Juli 2020 in Diensten des HSC, Ex-Profi unter anderem bei Aalen, Erfurt, Münster, Steinbach, KFC Uerdingen und zuletzt bei Türkspor Dortmund, wirbelte von Beginn an und donnerte in der 8. Minute das Leder an den linken Pfosten des HSC-Tores. Es war angerichtet für die Reichwein-Festspiele – doch die endeten bereits zwei Zeigerumdrehungen später. Was da in den 1,90 Meter großen und 37 Jahre jungen Mittelstürmer gefahren war, bleibt wohl sein Geheimnis. Gegen Damjan Ilic ließ er sich zu einem Schlag mit dem Ellenbogen ins Gesicht von Damjan Ilic hinreißen. Unnötig, dumm – und mit Konsequenzen behaftet. Mindestens 80 Minuten Unterzahl nach einer anstrengenden Vorbereitung – die Entschuldigung von Reichwein in der Halbzeitpause in der Kabine des LSV zu seinen Kollegen war mehr als angebracht.

Mit dem roten Karton war dann auch endgültig der Auftakt zu einer Partie gemacht, die viel mehr Fans verdient hätte. Andreas Spais schweißte das Leder an die Latte (17.). Beide Teams forderten dann gleich mal Elfer (18. und 19.) für ihre Farben – doch Schiri Stefan Tendych ließ weiterspielen. In der 23. Minute zeigte Connor McLeod, warum er für den HSC so wichtig ist – aber was ihm noch fehlt. Der Mann mit den besten Fitnesswerten und der Top-Technik setzt sich über rechts durch. Doch statt selber abzuschließen, schob er zu einem Mitspieler weiter, in diesem Fall Dylan Pires. Dessen Schuss wurde abgewehrt. Benjamin Teichmöller vom LSV verpasste nach einer Ecke um Zentimeter – das hätte die Führung für die Gastgeber sein müssen. Dylan Pires zu da Silva Macedo, der zu Spais, doch Zentimeter fehlten auch hier. Es blieb beim 0:0 zur Pause.

Ecke Hahne, Konter – und HSC-Führung

Schuss Pires – Fußabwehr Keeper Alexander Rothkamm (53.). Pires vergab auch in der 62. Minute. Der HSC drückte, wohl wissend, dass die Kräfte des Lüner SV mit jeder zusätzlichen Minute mehr und mehr schwinden würden. Und so brach die berühmte „Crunch Time“ an – die Zeit, in der jeder Fehler, jedes Tor kaum noch aufzuholen ist. Einleitender der HSC-Führung war ausgerechnet ein Ex-HSCer. Sebastian Hahne, erst am Samstag aus einem zweiwöchigen Urlaub zurückgekehrt und damit nicht in der Startformation, schlug eine Ecke, Philipp Gödde wehrte ab und dann Dylan Pires. Der war nicht mehr zu bremsen, umspielte auch noch Torhüter Rothkamm und schoss zur 1:0-Führung ein (78.). Andreas Spais, der bereits beim Hecker-Cup in Aplerbeck zwei Treffer der Marke „Tor des Monats“ erzielte hatte, knüpfte an diese Leistung mit seinem 2:0-Führungsrreffer, einem Volleyschuss aus gut 25 Metern an (82.). Einmal in Form gekommen, ließ Spais gleich mal das 3:0 folgen (90.).

„Rot“ auch für Axel Schmeing – zu vehement protestiert

Zwischenzeitlich hatte sich ein weiterer Ex-HSCer vorzeitig verabschiedet. Ausgerechnet Axel Schmeing kassierte die zweite „Rote“ an diesem Nachmittag, als er eine Entscheidung von Referee Stefan Tendych vehement anzweifelte. Joao Filipe da Silva Macedo war hart gegen seinen Mitspieler ausgerechnet vor der LSV-Trainerbank eingestiegen – und wurde dafür mit „Gelb“ „beglückt“. Schmeing fand’s eindeutig zu wenig – mit der Konsequenz, dass er selber hinter der Bande den Rest des Spiels verfolgen durfte.

HSC möchte Wiedergutmachung für letztjährige Heimpleite gegen Obersprockhövel

Der HSC möchte auch zuhause weiter punkten. Daher soll am kommenden Sonntag, 20. August, 15 Uhr im heimischen Montanhydraulik-Stadion ein Dreier gegen Obersprockhövel her. In der letzten Spielzeit gab es daheim ein 0:5 – da ist noch eine Rechnung offen, auch wenn das Rückspiel in Obersprockhövel mit einem Holzwickeder Sieg geendet hatte.

Bildzeile: Pressekonferenz nach dem Spiel Lüner SV gegen HSC (0:3): HSC-Coach Benjamin Hartlieb (li.), Peter Marx, Moderator des Lüner SV und 2. Vorsitzender sowie Axel Schmeing, Coach des Lüner SV (re.).

Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Man merkte beiden Mannschaften an, dass sie sich viel vorgenommen hatten. Die Rote Karte war die entscheidende Szene in dieser Begegnung. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir wussten nach der Roten Karte, dass wir sie müde spielen müssen. Das ist uns gelungen. Wir waren in der zweiten Hälfte dominant und spielbestimmend. Aber: Es war erst der erste Spieltag. Danken möchte ich für die grandiose Unterstützung unserer Fans. Ich persönlich habe mich über diesen ersten Sieg sehr gefreut.
Axel Schmeing (Lüner SV): Marcel Reichwein, „Cello“, hat uns mit der Roten Karte einen Bärendienst erwiesen. Das weiß er. Er hat sich bereits in der Pause in der Kabine entschuldigt. Ich muss sagen, dass wir insgesamt gar kein so schlechtes Spiel gemacht haben. Von der Anzahl der Torchancen war es gleich. Allerdings haben wir mehr individuelle Fehler gemacht. Wir müssen uns jetzt den Mund abwischen und weitermachen.

Lüner SV: Alexander Rothkamp, Michael Vrtjic, Enis Delija (69. Matthias Drees), Benjamin Teichmöller, Dominic Schmidt (49.Ünal Kurtulus), Marcel Reichwein, Okan Saritas (81. Pablo Perez Camazo), André Daniel Witt, Mike Pihl, René Lindner, Olkay Yilmaz (52. Sebastian Hahne)
HSC: Felix Hacker, Andreas Spais, Philipp Gödde, Pjer Radojcic (79. Maximilian Schettke), Jan Nielinger, Muhammed Doganalp Cakir (86. Maximilian Wolff), Joao Filipe da Silva Macedo (62. Finn Jona Heinings), Maurice Majewski (46. Tim Kortenbusch), Dylan Pires (90. Til Busemann), Damjan Ilic, Connor McLeod
Tore: 0:1 Pires (78.), 0:2 Spais (82.), 0:3 Spais (90.)
Besondere Vorkommnisse: Rot für Marcel Reichwein (Ellbogen-Schlag)
Zuschauer: 175
Schiedsrichter: Stefan Tendyck (VfB Kirchhellen): zog seine Linie durch, auch als es in vielen Szenen hektisch wurde. Sicher und souverän.

Bildzeile: Jan Nielinger zeigte in der HSC-Defensive an der Seite von Damjan Ilic und Philipp Gödde in der Dreierkette eine Top-Leistung.