Fußball-Westfalenliga 2: DSC Wanne-Eickel – Holzwickeder SC 2:4 (1:2). Oberliga-Absteiger Holzwickeder HSC hat die Mondpalast-Arena in Wanne-Eickel gestürmt und dem ambitionierten Gastgeber DSC Wanne-Eickel mit einem 4:2 Auswärtserfolg eine empfindliche Niederlage bereitet. Auch wenn es Sebastian Westerhoff, Trainer des nun ehemaligen Spitzenreiters, naturgemäß ganz anders sah „Die wissen gar nicht, warum sie hier gewonnen haben“), so war der Sieg des HSC am Ende nicht unverdient.
Wer vier Treffer erzielt, stets gegen einen personell überdurchschnittlich besetzten Gegner hält und große Moral zeigt, der hat sich einen „Dreier“ auch verdient. Und dennoch war es auch eines jener Spiele, die zeigen, dass es am Ende im Leben Wichtigeres gibt. So wurde bekannt, dass Ultra-Fan Stefan Bals, der in den letzten Jahren kaum ein HSC-Spiel versäumt hatte, unter der Woche im Alter von nur 52 Jahren viel zu früh und unerwartet verstorben ist.
Erste Szene für den HSC – doch dann kam Wanne-Eickel
Connor McLeod zeigte gleich mal die Richtung und scheiterte in der 3. Minute am Eickeler Pfosten. Es war der „Hallo-wach-Effekt“ für einen Club, der bislang nur gegen Hordel einen Punkt abgegeben hatte und klar das Ziel „Spitze“ hat. Doch der HSC warf sich mit „Mann und Maus“ gegen die Angriffe, die Spieler feuerten sich immer lautstark an und standen ihren Gegenspielern sprichwörtlich auf den Füßen. „Die spielten mit sechs Offensivkräften, die ständig die Positionen tauschten, große individuelle Klasse besitzen und eine enorme Torgefahr ausstrahlten“, sagte HSC Co-Trainer Hamza El Hamdi nach Abpfiff.
In der 25. Minute rappelte es dann im HSC-Kasten. Johannes Engel passte von der linken Seite scharf in die Mitte, dort stand Christoph van der Heusen, der zum 1:0 vollendete. Die 180 Zuschauer, die zum DSC hielten, waren begeistert, jubelten und hofften auf einen Ausbau der Tabellenführung. Toni Anto Petrovic hätte ihnen beinahe den Gefallen getan, doch sein Schuss strich um Zentimeter am HSC-Kasten vorbei (27.).
HSC zeigt Moral
Doch der HSC kam zurück und zeigte die bereits erwähnte Moral. Und das bereits in der 28. Minute. Andres Gerardo Gomez Dimas, erneut überragend, sprintete über rechts auf und davon, sah in der Mitte Serhat Uzun, der zum Ausgleich einschob (28.). Nach Flanke von Maximilian Schwettke hätte Uzun beinahe sogar auf 2:1 für den HSC gestellt, doch er traf das Leder nicht richtig (31.). Andreas Spais zog in der 34. Minute ab, doch auch er traf nicht. Das erledigte dann Gomez Dimas. Nach großartigem Pass von Til Busemann knallte er das Leder zum 2:1 für Holzwickede in die Maschen. DSC-Keeper Daniel Schultz muss das Tor zum Teil auf seine Kappe nehmen, denn er ging nicht entschieden heraus und auf den Ball. Damit ging es in die Halbzeit. Fazit: Der DSC hatte mehr Spielanteile, war mehr im Angriff aber zeigte im Abschluss eine eher mäßige Leistung. Der HSC zeigte eine mannschaftlich geschlossene Leistung von Abwehr bis Angriff und nutzte die wenigen Chancen konsequent.
Zweite Halbzeit – es wird dramatisch
Klar, dass der DSC stürmisch aus der Kabine kam und sofort wieder Druck machte. Toni Anto Petrovic hatte zu wenig Zielwasser getrunken (50.). Der HSC machte weiter wie gehabt. Es wurde gekämpft, sich angefeuert, jeder kämpfte für jeden. Gomez Dimas hätte mit einer Doppel-Riesenchance aus Kontersituationen in der 70. und 71. Minute alles klar machen können. Doch erst ging sein Schuss daneben, dann ging sein Heber über das Tor.
Dann wurde es richtig dramatisch. In der 79. Minute landete ein langer Pass der Eickeler auf Johannes Engel, der stürmte Richtung Tor, kam aber nicht zum Abschluss. An der Torauslinie (!) wurde er von HSC-Keeper Torben Simon rustikal von den Beinen geholt – Elfmeter – und zu Recht. Xhina Kadiu entschied sich für die linke Ecke von ihm aus gesehen und glich zum 2:2 aus – sein fünfter Treffer (80.).
Hoher Preis für Führung
Es waren noch zehn Minuten zu spielen – und nicht wenige HSC-Fans hatten die Befürchtung, dass es noch schiefgeht. Denn der DSC griff munter weiter an und ging auf „Sieg“. Doch nach hinten blieb Wanne-Eickel anfällig. Freistoß für den HSC durch Maurice Majewski. Alles erwartet einen hohen Ball auf die eingewechselten Dondre Robinson oder Philipp Gödde, doch es wird eine flache Hereingabe. Der nach vorne gekommene Abwehrspieler Patrick Fischer kommt an die Kugel und erzielt das 3: für Holzwickede. Sein Jubel geht im Scherz unter: Er hatte einen Stollen an den Oberschenkel gekommen und muss den Platz nach seinem Treffer verlassen.
Der DSC war geschockt und vernachlässigte die Defensive komplett. Andres Gomez Dimas sauste über die rechte Seite auf und davon. Sein Schuss aus spitzem Winkel landete zum 4:2-Endstand in der fünften Minute der Nachspielzeit im Netz – der Endstand.
Der HSC springt auf Platz sieben mit fünf Punkten Rückstand auf Platz eins, den Brünninghausen mit zwölf Zählern belegt. Wanne-Eickel ist vorerst auf Platz drei.
Ultra-Fan Stefan Bals verstorben
Das Herz eines großen Fans und Mitglied der „Utras“ des Holzwickeder SC hat aufgehört zu schlagen. Stefan Bals, der viele Jahre die „Erste“ und „Zweite“ live vor Ort verfolgt hatte, ist am Montag, 5. September, plötzlich und unerwartet im Alter von nur 52 Jahren viel zu früh verstorben. Noch am vergangenen Sonntag schaute er sich mit den Holzwickedern Ultras aufgrund des spielfreien Sonntags das Oberliga-Spiel der SG Finnentrop/Bamenohl gegen Siegen (2:1) an. Der Holzwickeder Sport Club wie auch die Redaktion von sku spricht den Angehörigen ihr Beileid aus.
Trainerstimmen
Hamza El Hamdi (Co-Trainer, HSC): Wir sind auf dem richtigen Weg. Mit dem Sieg gegen Wanne-Eickel haben wir uns belohnt und den zweiten Sieg in Folge eingefahren. Klar, es gibt weiterhin viel Arbeit für uns. Die Angreifer des DSC waren schwer zu verteidigen. In vielen Szenen in der Anfangsphase haben wir auch zu schnell den Ball verloren, das war nicht immer gut. Die Führung aber zur Halbzeit sehe ich als verdient an. Auch in der zweiten Halbzeit war der DSC immer brandgefährlich. Doch wir haben als Mannschaft funktioniert und große Moral gezeigt. Wie gesagt: Wir befinden uns in einer Lern- und Findungsphase – sind aber auf einem guten Weg.
Sebastian Westerhoff (Wanne-Eickel): Ich glaube, dass Holzwickede gar nicht weiß, warum sie überhaupt gewonnen haben. Schon zur Pause hätten sie sich nicht beschweren können, wenn sie 3:0 oder 4:0 zurückgelegen hätten. Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt und hätten nie und nimmer verlieren dürfen. Trotz der Niederlage bin ich mit unserer Spielweise zufrieden.
DSC Wanne-Eickel: Daniel Schultz, Yunus Emre Ayas, Benjamin Teichmöller, Christoph van der Heusen, Xhina Kadiu, Marvin Piechottka (65. Melih Aydin), Johannes Engel (83. Turgay Isik), Toni Anto Petrovic (63. Eduard Uspenskij), Luca Hauswerth, Nick Malvin Ruppert, Antonio Abazi (57. Bile Anobian).
HSC: Torben Simon, Til Busemann, Patrick Fischer (86. Michele Teofilo), Andreas Spais (74. Dondre Robinson), Andres Gerardo Gomez Dimas, Muhammed Doganalp Cakir (65. Philipp Gödde), Serhat Uzun, Maurice Majewski (89. Finn Jona Heinings), Dean Müsse, Maximilian Schettke (81. Jan Nielinger), Connor McLeod
Tore: 1:0 van der Heusen (25.), 1:1 Uzun (28.), 1:2 Gomez Dimas (38.), 2:2 Kadiu (80.), 2:3 Ficher (84.), 2:4 Gomez Dimas (90.+5)
Zuschauer: 180
Schiedsrichter: Patrick Lepperhoff (FSV Gevelsberg).
Bildzeile: Andres Gomez Dimas (li.) sprintete wiederholt der DSC-Abwehr davon und war zweifacher HSC-Torschütze.