HSC-„Krieger“ machen in Obercastrop reiche Beute




Fußball, Westfalenliga 2: SV Wacker Obercastrop – Holzwickeder SC 0:2 (0:0). Die Rollen vor dem Aufeinandertreffen des personell hochgerüsteten Aufstiegsanwärter Wacker Obercastrop gegen den HSC waren klar verteilt. Der HSC reiste als klarer Außenseiter in die Erin-Arena. Ein guter Plan musste her, um auf dem Kunstrasenplatz zu später Anpfiffstunde um 15.30 Uhr (!) und damit suboptimalen Lichtverhältnissen nicht den Durchblick zu verlieren. Und diesen Plan hatte Damian Grauer, der bereits unter der Woche im Testspiel gegen die U19 des Hombrucher SV (0 : 0) den erkrankten Cheftrainer Benjamin Hartlieb vertreten hatte, im Trainerteam ausgearbeitet. Das begann mit einem großen Schluck aus der Motivations-Pulle: „Wir haben den Spielern klipp und klar vor dem Spiel gesagt, dass sie echte „Krieger“ sein müssen, um bestehen zu können und etwas mitzunehmen“, sagte Grauer. Der Druck habe klar beim Gastgeber gelegen. „Wir als Underdog mussten über Leidenschaft und Cleverness kommen“, so der Trainer.

Gödde auf der „6“ – und gezielte Nadelstiche als Rezept       

Taktisch spielte Philipp Gödde auf der „6“, um mit seiner Persönlichkeit und Erfahrung für Ordnung zu sorgen. Das tat er auch im Spiel – und teilweise auch lautstark. Plan war, über gezielte Gegenstöße Nadelstiche zu setzen. Diese Gegenstöße sind eine der effizienten Instrumente der Holzwickeder – wie eigentlich in der gesamten Saison gezeigt wurde.

Chancen-Wucher bei Obercastrop: Marko Onucka und Valdet Rama vergeben Riesenchancen

Weniger geplant beim HSC war der Einsatz von Glücksgöttin Fortuna in der ersten Hälfte. Die musste gehörig mithelfen. Marko Onucka schoss unbedrängt von der Strafraumgrenze (27.) – und versemmelte die hundertprozentige Chance um Zentimeter. Gleiches passierte zwei Minuten später seinem Kollegen Valdet Rama (29.). Valdet hatte bereits in der achten Minute seinen Meister in HSC-Keeper Felix Hacker gefunden, der alles halten sollte. Auch Bilal Abdallah konnte in der 36. Minute Hacker nicht überwinden. Es hätte 3 : 0 oder 4 : 0 stehen können, ja müssen. Doch da war ja Hacker im Tor der Holzwickeder. Und der HSC? Der Schuss von Maurice Majewski in der 25. Minute stellte Cedric Drobe im Wacker-Tor vor keine Probleme. Dann wurde Maurice Majewski von Dylan Pires angespielt, doch irgendwie war „der Kasten zu klein“ (33.). Das waren beides keine echten Chancen, waren aber aus Kontersituationen entstanden. Und hier wollte der HSC in den zweiten 45 Minuten weiter ansetzen.

Bildzeile: Weltmeister Kevin Großkreutz (rechts) musste mit seiner Defensive zwei Treffer „schlucken“. Links zu sehen ist Felix Hacker. Der HSC-Keeper zeigte eine überragende Partie und hielt den Sieg fest.

Und was machte Weltmeister Kevin Großkreutz?

Es war sicherlich nicht das Wochenende von Kevin Großkreutz. Erst verlor seine „echte Liebe“ BVB mit 1:2 in Stuttgart. Selber war er noch am Freitag und Samstag in Sachen „Wok-WM“ in Winterberg aktiv. Bereits bei der Quali am Freitag erwischte der Weltmeister nicht den besten Abend. Am Samstagabend im Einzelrennen war für ihn als Neunter nach dem ersten Durchgang Schluss. Zu weit abgeschlagen und komplett chancenlos war der Fußballer in der Eisrinne. Auch in der Erin-Arena gegen den HSC lief es nicht gerade dolle. Defensiv spielte er seine Routine aus, war aber nicht immer vor dem Gegenspieler am Ball. Auch ein Punkt für die zweite Hälfte, den Damian Grauer in der Kabine ansprach. „Die Defensivreihe von Obercastrop ist nicht immer die Schnellste. Das bietet Chancen für Konter“, so Grauer.

Majewski und Pires schicken Obercastrop ins Tal der Tränen – HSC-Keeper Felix Hacker überragend 

Und die kamen für den HSC. Und wie. Dylan Pires sah Moritz Müller in der Strafraummitte, doch der schoss über das Tor (50.). Pires selber wurde dann schön angespielt und startete unter Passivität der Abwehrspieler durch. Doch Wacker-Torhüter Cedric Drobe hielt (54.). Das 1 : 0 für Holzwickede war dann fällig und wurde eiskalt erzielt. Philipp Gödde sah den startenden Dylan Pires. Der hatte erst Pech, als sein Schuss an den Pfosten knallte. Von dort aber sprang das Leder zentral auf die „Schlappen“ von Maurice Majewski, der den Abpraller zur Führung einschob (61.). Es roch nach Sensation.

Doch noch eine Chance der Marke „tausend Prozent“ hatten die Obercastroper. Einen Schuss konnte Felix Hacker abwehren, doch die Kugel erreichte Florian Gerding. Der zog sofort aus kurzer Distanz ab. Doch Hacker war wieder zu Stelle und parierte unter ganzem Einsatz seines Körpers sensationell (77.).

Obercastrop bemühte sich, hätte aber wohl noch stundenlang ohne Torerfolg weiter spielen können. Allen Ausgleichsträumen machte dann Dylan Pries in der fünften Minute der Nachspielzeit ein Ende. Aus der eigenen Hälfte wurde er angespielt, lief und lief und lief, der Obercastroper Gegenspieler rutschte auch noch aus. Pires umkurvte dann noch Keeper Cedric Grobe, schoss aber immer noch nicht, sondern erst rund drei Meter vor dem Tor – um ganz sicherzugehen. Kann man machen, falls man die Nerven hat. Und die hatten Pires und Co. an diesem Sonntagnachmittag mit Sicherheit.

Das Top-Duell am kommenden Sonntag: Tabellendritter HSC empfängt Spitzenreiter TuS Erndtebrück

Der Holzwickeder SC steht nach nun drei Siegen in Folge in der Meisterschaft auf dem dritten Rang in der Westfalenliga. Damit kommt es am kommenden Sonntag, 19. November, „Duell der Duelle“. Um 14.30 Uhr tritt Spitzenreiter TuS Erndtebrück im Montanhydraulik-Stadion an. „Das wird eine ganz harte Aufgabe. Der TuS hat sich nach mäßigem Saisonstark gefangen, ist gewachsen und hat, wie Obercastrop, Spieler erster Güte“, so Damian Grauer. Eine ähnliche, wenn nicht sogar noch mal verbesserte Leistung wie in Obercastrop wird notwendig sein, um weitere Spannung in die Tabelle zu bringen. Und noch eines wird notwendig sein: Der HSC setzt auch auf seine Fans, die Lautstärke und die gute Stimmung im Stadion.

Stimmen
Damian Grauer (HSC): Wir hatten ein Ziel: Wir wollten Krieger sein und entsprechend spielen. Das mussten wir sein, denn wir waren krasser Underdog. Wir wussten, dass der Druck beim Gegner lag. Wir haben am Ende, eben wie Krieger, über die Leidenschaft gewonnen. Wir haben es immer wieder geschafft, in aussichtsreiche Kontersituationen zu kommen. Unser Plan ist voll aufgegangen. Heute genießen wir den Erfolg – und dann geht unser Augenmerk auf den nächsten Gegner am Sonntag, Spitzenreiter TuS Erndtebrück.
Daniel Dukic (Teammanager Obercastrop, Ex-Leiter Marketing und Kommunikation HSC): Wir hätten zur Pause klar führen müssen – mit 3:0 oder 4:0. In den zweiten 45 Minuten haben wir die spielerische Linie vermissen lassen. Da kam zu wenig von uns. Die Konterstärke von Holzwickede kenne ich natürlich, und das wusste auch mein Team. So ist nun mal Fußball.

Obercastrop: Cedric Drobe, Florian Gerding, Leonardo da Silva Pantaleao (85. Niklas Malchrowitz), Marko Onucka, Elvis Shala, Martin Vranjic, Kevin Großkreutz, Julian Ucles Martinez (87. Jonas Pöhlker), Bilal Abdallah (87. Serhat Can), Valdet Rama (75. Robin Franke), Nico Brehm (82. Andreas Ogrzall).
HSC: Felix Hacker, Moritz Müller, Til Busemann (75. Muhammed Cakir), Philipp Gödde, Maurice Majewski (78. Eduardo Hiller), Pjer Radojcic (90. Maximilian Schettke), Joao Filipe da Silva Macedo, Dean Müsse, Dylan Pires (90. Branko Vasic), Damjan Ilic, Connor McLeod
Tore: 0:1 Majewski (61.), 0:2 Pires (90.+5)
Zuschauer: 175
Schiedsrichter: Shahin Araghi  (RSV Altenvoerde)

Geplantes Testspiel des HSC gegen die U19 des VfB Waltrop abgesagt

Das für den kommenden Mittwoch, 15. November geplante Testspiel im Montanhydraulik-Stadion gegen die U19 des VfB Waltrop wurde abgesagt.

Bildzeile: Kämpferisch und spielerisch zeigte Pjer Radojcic, wie das gesamteHSC-Team, eine Super-Leistung.