Fußball-Oberliga, Abstiegsrunde: RSV Meinerzhagen – Holzwickeder SC 1:3 (1:0). Das Fünkchen Hoffnung für den Holzwickeder SC im Abstiegskampf glimmt weiter. Ob es ein loderndes Feuer wird, werden die Resultate letzten acht Spiele in der Abstiegsrunde zeigen sowie auch Leidenschaft und Engagement, die weiter beherzigt werden müssen. Im Sauerland drehten die Hartlieb-Mannen innerhalb von zehn Minuten ein Spiel, das sie eigentlich über 90 Minuten komplett beherrscht hatten und nur durch eine höchst umstrittene Situation in Rückstand geraten waren.
Gödde und Radojcic kurzfristig nicht dabei
Zwei Rückschläge gab es vor dem Anpfiff. Der gegen Haltern sehr gute Philipp Gödde und auch der Neuzugang vom TuS Bövinghausen, Pjer Radojcic, waren kurzfristig verhindert. In der 10. Minute nahm sich Tomislav Ivancic aus 20 Metern ein Herz, doch RSV-Keeper Alexander Rothkamp machte sich lang und hielt. Der HSC war überlegen, und doch zeigten sich Schwächen, die eigentlich die gesamte Spielzeit sichtbar sind. Zwischen der 22. und 24. Minuten gab es sechs Ecken fast in Folge – und keiner dieser Standards wurde auch nur annähernd gefährlich.
HSC-Rückstand nach umstrittener Szene
Und so kam, was den Fußball als Ergebnissport so brutal macht. Der Meinerzhagener Anas Akhabach trat seinem HSC-Kollegen Seongsun You kurz vor der eigenen Strafraumgrenze erst in die Hacken und hielt den strauchelnden You dann auch. Gelb und Freistoß an der Strafraumgrenze dachte wohl jeder der 150 Zuschauer – bis auf Schiri Cengiz Kabalakli. Der Unparteiische von ETuS Gelsenkirchen entschied auf Weiterspielen. Akhabach stürmte über die eigene linke Seite unter gnädigem Nichtstun von Moritz Müller auf und davon, passte auf Junmyeong Oh – und „oh weh“, der schweißte den Ball aus recht spitzem Winkel in den Winkel des Tores von Kevin Beinsen. 1:0 für die Gastgeber – komplett unverdient aber alles andere als eine Rarität für den HSC in dieser Saison.
HSC entdeckte in zweiter Halbzeit Freude am Toreschießen
Benjamin Hartlieb und sein Co-Trainer Hamza El Hamdi (Hartlieb nach Abpfiff zu sku: „Ein großartiger Co-Trainer und Trainer“) fanden in der Pause die richtigen Worte. Die grauen Trikots des RSV Meinerzhagen waren symbolhaft für die Leistung des Teams an diesem sonnig-warmen Nachmittag. Das war nur noch biederer, einfallsloser Fußball seitens des RSV und hatte wenig mit der Leistung des jüngsten 2:0-Erfolgs gegen Sprockhövel zu tun. Der HSC drückte. Leon Gensicke setzte sich über links gut durch, doch sein Schuss ging an den rechten Innenpfosten und von dort zurück auf das Spielfeld. Dort nahm ihn Tomislav Ivancic auf und drosch das Leder neben den Kasten (49.).
Bildzeile: Benjamin Hartlieb und sein Co-Trainer Hamza El Hamdi fanden in der Pause die richtigen Worte – das Spiel wurde ge3dreht.
In der 59. Minute dann endlich die Belohnung für die starken und kämpfenden Holzwickeder. Ein von Lucas Arenz getretener Freistoß landete auf dem Schädel von Hoppe und ging von dort ins Tor: Ausgleich. Drei Minuten später dann der Auftritt des Ex-Meinerzhageners Andreas Spais. Der nahm sich ein Herz, setzte zum Solo an und erzielte aus rund 20 Metern mit einem Flachschuss die Führung (62.). In der 69. Minute machte dann Damjan Ilic den Deckel drauf. Aus dem Getümmel im Strafraum schoss er zum 3:1 für den HSC ein. In zehn Minuten hatte der HSC das Spiel komplett gedreht.
Und es ging weiter. Pass des sehr guten Mathieu Bengsch auf Leon Gensicke, doch RSV-Torhüter Rothkampf zeigte, dass er ein ganz starker seiner Zunft ist. (71.). Der RSV machte noch zweimal auf sich aufmerksam. Beim vermeintlichen 2:3 durch Joshua Yeboah nutzte der wohl seine Hand (78.). Richtig die Entscheidung von Schiedsrichter Cengiz Kabalakli, hier nicht auf Tor für die Sauerländer zu entscheiden. Alessandro Tomasello nahm dann noch eine Flanke volley, doch jagte er das Leder knapp am Tor vorbei (80.). Das war es – und der HSC nahm völlig verdient drei ganz wichtige Punkte mit zurück auf die rund 70 Kilometer lange Heimfahrt.
Im Tabellenbild hat sich allerdings wenig geändert.
Im Tabellenbild hat sich allerdings wenig geändert. Der HSC bleibt mit nun 18 Punkten Vorletzter. Auf den ersten Nichtabstiegsplatz sind es weiter sieben Punkte und die deutlich schlechtere Tordifferenz. Doch insgesamt sind alle ein wenig näher gerückt – und es sind ja noch 24 Punkte zu vergeben. Am kommenden Sonntag möchte der HSC endlich den „Bock auch zuhause umstoßen“. Dann geht es im Montanhydraulik-Stadion gegen die TSG Sprockhövel.
Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Von der ersten Sekunde an haben wir das Spiel beherrscht, kontrolliert und waren klar spielbestimmend. Es war ein hochverdienter Sieg. Mit dem Dreier hat sich die Mannschaft belohnt und eine Reaktion auf das mehr als unglückliche, ja unverdiente 1:2 gegen Haltern am Gründonnerstag gezeigt. Wir haben gezeigt, dass wir noch leben. Alle haben den Abstiegskampf klar angenommen und legen alles in die Waagschale. Wir glauben an den Klassenerhalt. Die Tabelle und die Punktezahl interessieren mich nicht. Es geht um die Entwicklung des Teams – und die ist überaus positiv. In dieser Woche trainieren wir Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag – und wollen dann am kommenden Sonntag gegen Sprockhövel den „Heim-Bock“ umstoßen.
Mutlur Demir (Meinerzhagen): Bereits in der ersten Halbzeit hat sich leider gezeigt, wo der Weg heute hin geht. Doch wir sollten uns jetzt nicht schlecht reden. Die Ausgangssituation im Abstiegskampf ist nach wie vor nicht schlecht für uns. Wir haben es in eigener Hand, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir dürfen uns jetzt aber nicht selber herunterziehen – oder uns von außen herunterziehen lassen.
Meinerzhagen: Rothkamm, Özdemir (90. Neumann), Demir (69. Sordi), Oh (76. Karafil), Akhabach, Dissing, Gräßer, Alajbegovic (69. Becker), Tomasello,XYeboah, Sakar.
HSC: Beinsen, Müller, Bengsch (75. McLeod), Gensicke (86. Fischer), Hoppe, Schultze, You (80. Teofilo), Ivancic, Spais (90.+3 Böcker), Ilic, Arenz.
Tore: 1:0 Oh (37.), 1:1 Hoppe (59.), 1:2 Spais (62.), 1:3 Ilic (69.)
Zuschauer: 150
Schiedsrichter: Cengiz Kabalakli (ETuS Gelsenkirchen).
Bildzeile: In Meinerzhagen drehte der HSC innerhalb von zehn Minuten ein Spiel, das sie eigentlich über 90 Minuten komplett beherrscht hatten.