Fußball: sku traf Emre Demir, Neuzugang von der IG Bönen, beim VfL Kamen und sprach mit ihm über seine Beweggründe zum Vereinswechsel und seine weiteren Ziele. Nachfolgend das Interview.
sku: Sie sind in der letzten Saison mit der IG Bönen in die Westfalenliga aufgestiegen, waren ein absoluter Leistungsträger. Sie verlassen den Verein. Welche Beweggründe gab es dafür?
Emre Demir: Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich hatte ein sehr gutes Umfeld in Bönen. Der Trainer hat auf mich gezählt. Der Präsident mochte mich. Ich hatte eine sehr gute Rolle in der Mannschaft, mit der ich mich gut verstanden habe. Ich wollte mich aber neu orientieren. Dann habe ich mich mit dem Trainer hingesetzt, gesprochen. Man hat alles drangesetzt mich zu halten. Ich bedanke mich auch für die Wertschätzung. Auch bei der Abschlussreise in Bodrum liefen Gespräche mit mir. Den Verantwortlichen ist es nicht leicht gefallen, mich gehen zu lassen. Im Enddefekt haben sie das akzeptiert, weil mein Grund zu wechseln halt auch schlagkräftig ist.
Bildzeile: Emre Demir war bei der IG Bönen ein absoluter Leistungsträger, und …..
sku: Konkret, und der Grund wäre?
Emre Demir: Ich werde in Kürze Vater. Wir bekommen eine hoffentlich gesunde Tochter. Auf mich kommt eine neue Welt mit dem Familienzuwachs zu. Es ist für mich eine neue Situation. Es gibt bestimmt Väter, die das anders sehen. Die Tochter kann doch nicht entscheidend sein, von der Westfalenliga runter zu gehen in die Bezirksliga. Die Liga ist für mich nicht wichtig. Ich habe mich mit meiner Frau hingesetzt und gesagt, dass ich mir einen Verein in der Nähe suchen werde, wo ich nicht lange fahren muss. Wir wohnen in Bergkamen. Natürlich ist Bönen auch nicht weit. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, das durchzuziehen. Ich muss meinem Herzen folgen. Wäre ich alleine, würde ich sicher ganz anders entscheiden. Aber mit der Familie sind die Entscheidungen halt anders und unterschiedlich.
Auch bin ich beruflich des Öfteren unterwegs. Ein zweiter Grund. Ich bin im Außendienst als Elektrotechniker für Lidl und die Stadt unterwegs.
Und: Ich hoffe auch, dass, wenn ich mal nicht kann, meine Frau arbeiten muss und ich auf die Kleine aufpassen muss, dass mir der VfL da entgegenkommt.
Wie hat man bei der IG Bönen Ihren Wunsch zu wechseln aufgenommen?
sku: Ich habe mich im Guten von Bönen getrennt, von den Spielern, vom Trainer, vom Präsidenten. Ich weiß, dass die sehr traurig sind. Vielleicht sind sie irgendwo auch sauer. Sie müssen aber auch sehen, dass ich zu ganz anderen Vereinen hätte wechseln können. Mein Telefon hat öfters geklingelt. Aber mein Hauptgrund war kürzer zu treten, in der Nähe Fußball zu spielen. Auch in einer Mannschaft, die Ambitionen hat. Wie gesagt, Bönen zu verlassen, ist mir nicht leicht gefallen. Mit der IG waren die Erfolge da. Wir haben nur zwei Spiele in der letzten Saison verloren. Wir hatten eine sehr, sehr gute Mannschaft. In der Mannschaft habe ich eine gute Rolle gespielt, war als Mittelfeldspieler bester Torschütze. Da habe ich wohl nichts falsch gemacht. Die IG-Spieler haben mich angerufen. Sogar in Bodrum bei der Abschlussfahrt gaben sie mir immer zu verstehen, dass ich nicht gehen soll. Der Präsident genau so.
sku: Heißt der Wechsel auch, dass Sie sportlich kürzer treten wollen?
Emre Demir: Nein, ich will nicht sagen, dass ich kürzer treten will. Ich fühle mich nach wie vor dem Fußball verbunden, ich will weiter Erfolge erzielen. Der Spieler respektiert seine Arbeit letztlich immer selber. Ich war 3 1/2 Jahre Profi in der Türkei. Ich war in der Regionalliga bei Sprockhövel, war sechs Jahre bei der Hammer SpVg. Deswegen reizt mich die Liga nicht in erster Linie. Alles drumherum, die Struktur, das Umfeld, so was spricht mich an. Auch gemeinsam Erfolge feiern. Auch von unten herauf nach oben zu gehen. Vielleicht eine gute Spielerfigur hier zu sein. Das ist mein Ziel.
Bildzeile: …. Emre Demir (4.v.li.) will auch beim VfL mit den Neuzugängen eine Führungsrolle übernehmen und ….
Was hat Sie bewogen, zum VfL Kamen zu wechseln?
Emre Demir: Die Gespräche mit dem VfL waren sehr positiv. Ich habe hier einen sehr guten Freund, der sogar eine Art Vorbild ist. Mehmet Kara ist mein Vorbild, mein großer Bruder und Mentor. Der ist meinen Werdegang mit gegangen, war immer am Telefon, wenn ich Hilfe brauchte. In der Türkei, in der Regionalliga. Er hat mich immer aufgefangen, gab mir Tipps, was ich besser machen sollte. Eines Tages beim Grillen haben wir uns gewünscht, nochmal zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Das passiert jetzt.
sku: Gab es weitere Gründe pro VfL?
Emre Demir: Der zweite Punkt war Andreas (Conradi). Der hat schon letztes Jahr um mich gebuhlt. Dieses Jahr wieder. Mit Geld kann man mich nicht lotsen. Sonst wäre ich ganz woanders hin gegangen. Das Drumherum und das Familiäre muss auf jeden Fall stimmen. Ich muss im Herzen und im Kopf klar sein, dass ich das machen will. Ich sehe in diesem Verein Potenzial. Ich habe der Mannschaft beim Aufstiegsspiel die Daumen gedrückt, dass sie es schaffen. Das Spiel konnte ich aus privaten Gründen nicht sehen. Mein Bruder hat geheiratet. Da musste ich dabei sein. Familien geht immer vor. Ich bin aber immer auf dem Laufenden gehalten worden über den Spielverlauf. Es hat geklappt. Ich bin stolz auf die Truppe.
Kennen Sie die VfL-Mannschaft, kennen Sie Spieler?
Emre Demir: Einige Spieler kenne ich. Engin Duman und Serkan Gül kenne ich, die Maier-Brüder aus der Oberliga. Eben Mehmet Kara, meinen Mentor. Von dem kannst du nur lernen. In der Mannschaft steckt Potenzial.
sku: In der VfL gerüstet für die Bezirksliga?
Emre Demir: Ich kenne die Bezirksliga nicht. Wohl die Landesliga, wo wir zuletzt mit Bönen gespielt und aufgestiegen sind. In der Landesliga ging es mehr über den Kampf. Wir kamen mehr über das Spielerische, haben uns trotzdem teilweise schwer getan. In der Bezirksliga ist gewiss das Tempo nicht so da. Erfahrung, Coolness und Qualität müssen wir da einbringen, dass scheint beim VfL machbar zu sein. Ob es für ganz oben reicht, weiß nur der liebe Gott. Du kannst gerüstet sein, aber da spielen einige Faktoren eine Rolle. In der Mannschaft muss es passen. Eine Siegermentalität muss herrschen. So können wir eine gute Rolle spielen. Ich bin zum VfL gekommen, um Erfolge zu erzielen. Zu einem Erfolg zählen Siege und Aufstiege. Was ich von Mehmet mitgenommen habe, das versuche ich auch an die jungen Spieler weiter zu geben. Ich werde mindestens ein Jahr gucken, wie sich das beim VfL macht. Dann werden wir schauen.
sku: Danke für das Gespräch.
Bildzeile: …. Emre Demir will mithelfen, dass auch der VfL Kamen mit ihm zu Siegen, Erfolgen und auch zu weiteren Aufstiegen kommt.