Der Spitzenreiter besteht die Reifeprüfung




Handball, 2. Bundesliga: Das war knapp: Auch das fünfte Ligaspiel der Saison hat der ASV Hamm-Westfalen mit 31:30 (13:19) für sich entschieden. Allerdings verlangte der damit weiterhin punktelose Aufsteiger TuS Vinnhorst der Mannschaft von Trainer Michael Lerscht am späten Sonntagnachmittag in einem Spiel, das wohl eher als Handballkampf bezeichnet werden dürfte, alles ab.

Von Beginn an gab der couragiert auftretende Aufsteiger vor 1.791 Zuschauern in der gut gefüllten WESTPRESS arena überraschend den Ton hat. So hatte sich Trainer Davor Dominikovic einige Besonderheiten einfallen lassen, wie etwa eine enge Manndeckung gegen Björn Zintel von Beginn an. Und damit störten die Gäste die Offensivbemühungen der Westfalen zunächst deutlich, die so nicht zum gewohnten Tempospiel fanden. Gut fünf Minuten dauerte es, ehe Kapitän Fabian Huesmann per Siebenmeter zum 1:3 traf. Aber der TuS ließ weiterhin wenig zu, verteidigte äußerst aktiv und aggressiv, so dass die Gäste nach etwas mehr als acht Minuten mit 5:1 führten. „Das darf uns so nicht passieren, dieses Spiel muss ein Warnschuss für uns sein“, ordnete ASV-Coach Michael Lerscht nach der Partie in der Pressekonferenz, hob aber gleich auch die Leistung der Gäste hervor. „Wenn ich das sage, soll das natürlich nicht die Leistung des TuS schmälern, der heute wirklich ein gutes Spiel abgeliefert hat und mit guten Ideen in dieses Spiel gegangen ist.“

Spiel für die Zuschauer mit sehr hohem Unterhaltungswert

So war auch Gästetrainer Davor Dominikovic zwar enttäuscht, aber keineswegs unzufrieden mit der Leistung seiner Akteure. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, was sie heute geleistet hat. Aber am Ende hat es der ASV verdient gewonnen“, gratulierte der Kroate Michael Lerscht zu zwei Punkten. Ganz so einmütig ging es allerdings während der sechzig Minuten nicht zu: Es wurde von allen Beteiligten viel diskutiert, mit allen Mitteln – legal oder nicht – gearbeitet und der Gegner bearbeitet. Was für die Zuschauer sehr hohen Unterhaltungswert hatte, war für die Unparteiischen Maximilian Engeln und Felix Schmitz harte Arbeit.

Sehr starke Schlussphase des ASV

Die Punkte holten sich die Westfalen unter dem Strich aufgrund einer sehr starken Schlussphase, in der der ASV von 21:26 (46.) auf 29:29 durch Yonatan Dayan drei Minuten vor dem Ende aufholte. Die Abwehr stand nun sehr sicher, agierte nun so aktiv wie es zuvor lange Zeit die Gäste getan hatten. Bei denen hatte man nun allerdings das Gefühl, dass die Kräfte in den Schlussminuten schwanden. Der zuvor starke TuS-Mittelmann Falk Kolodziej, der lange immer gute Lösungen in der Offensive fand, fand eben diese nicht mehr. Matthias Hild, mit acht Treffern bester Torschütze der Gäste, kam nun nicht mehr zu freien Abschlüssen. Und auch der treffsichere Rechtsaußen Fran Mileta kam nicht mehr zum Abschluss. Kurz nach dem Tor von Dayan wurde es richtig hitzig: Nach erneuter Parade von Felix Hertlein gingen Jan von Boenigk und Jonas Gertges zum Ball in der Luft, dabei traf Gertges den ASV-Rückraum hart. Die Unparteiischen ahndeten dies mit einer Roten Karten, ASV-Kreisläufer Philip Jungemann musste allerdings, nachdem er an einer Rudelbildung maßgeblich beteiligt war, ebenfalls für zwei Minuten vom Feld.

Jan von Boenigk erzielt in der 59. Minute erstmas die Führung

Dennoch nutzten Lerscht nun den Platz, um mit einem zusätzlichen Feldspieler zur Führung zu kommen. So war es Jan von Boenigk, der in der 59. Minute die Hausherren erstmalig in Führung warf. Diese glichen die Gäste aber schon nach 22 Sekunden durch Milan Mazic, der auch in der Abwehr sehr überzeugte, wieder aus. Wieder setzten der ASV auf den siebten Feldspieler – Dayan tankte sich durch die Mitte und traf zum 31:30. Noch einmal verhinderte die ASV-Abwehr einen Gegentreffer, die verbleibenden 23 Sekunden nach Fehlwurf von Maurice Lungela spielten die Westfalen sicher herunter.

Dienstag im Pokal gegen HSV Hamburg

Bereits am Dienstag sind die Westfalen wieder gefragt: Um 17 Uhr ist Anpfiff zur dritten Pokalrunde gegen HSV Hamburg. Entsprechend schnell suchten die Spieler nach dem TuS-Spiel die Kältekammer der KMT Hamm auf, um bei -110 Grad die Regeneration einzuleiten. „Wir werden morgen sehen, wie der Belastungsstand bei den einzelnen Spielern ist“, meinte ASV-Trainer Michael Lerscht, dem gegen Vinnhorst neben Marian Orlowski kurzfristig Andreas Bornemann ausfiel. Dem war beim Spiel in Minden jemand auf die Schulter gefallen. Immerhin kamen gegen Vinnhorst Alexander Schulze zu seinen ersten Einsatzminuten der Saison und Torwart-Neuzugang Marcos Colodeti zum ersten Pflichtspieleinsatz in der WESTPRESS arena.

ASV Hamm-Westfalen – TuS Vinnhorst 31:30 (13:19)

ASV: Hertlein, Colodeti,  Huesmann (4/4), Fuchs, Schöttle (2), Artmeier, Schulze (1), Sterba (5), Jungemann (1), Zintel (8), Böttcher, Dayan (4), Stüber, von Boenigk (5), Bauer (1).
TuS: Hanemann, Krebs, Kristoffersen, Mileta (6), Stasch, Kolodziej (4, ½), Buntic, Ruddat, Lungela (4, 1/1), Mazic (2), Gertges (3), Hagen (3), Timm, Müßner, Durmaz, Hild (8).
Zeitstrafen: ASV 12 Min, TuS 8 Minuten; Rote Karte Gertges (57.)
Schiedsrichter: Maximilian Engeln, Felix Schmitz
Zuschauer: 1.791.

Bildzeile: Großer Jubel in den ASV-Reihen nach dem knappen Heimspiel-Erfolg gegen Vinnhorst / Foto Wegener/ASV).