ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers im Interview: „Wir wollten die richtigen Dinge in den Fokus rücken“




Handball: Von „vielen Etappenzielen“, die man erreichen wolle, hatte ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers während der Vorbereitung auf die Saison 2021/2022 gesprochen, das Wort „Aufstieg“ nahm bei den Westfalen niemand in den Mund. Nach 28 absolvierten Spielen ist der ASV Hamm-Westfalen aber noch der einzige ernsthafte Verfolger des Spitzenduos. Dieses besteht aus dem praktisch als Meister feststehenden VfL Gummersbach und Erstligaabsteiger HSG Nordhorn-Lingen. Auf die HSG hat der ASV drei Punkte Rückstand – bei zehn verbleibenden Partien und dem am 1. Mai anstehenden Duell Gummersbach gegen Nordhorn-Lingen eine Situation, die die Fans der Westfalen schnell zum Träumen verleitet. Ob auch Geschäftsführer Thomas Lammers derzeit häufiger als sonst auf das Tableau schaut, verrät er im Interview vor dem nächsten Spiel am Freitagabend, zu dem der ASV um 20 Uhr bei den Wölfen der DJK Rimpar antritt.

Herr Lammers, wie sehr zählt die aktuelle Tabelle zur täglichen Lektüre des Geschäftsführers?
Thomas Lammers
(lacht): „Natürlich schaue ich mir die Tabelle an. Das muss man ja auch genießen. Die Mannschaft hat sich das durch konstante Leistungen erarbeitet. Nicht nur, dass Platz zwei noch nicht ganz außer Reichweite ist, das Polster vor den Verfolgern ist ja da. Aber wir bemessen unseren Erfolg nicht alleine daran, das haben wir immer gesagt. Und das ist auch so.“

Woran wird denn beim ASV Erfolg gemessen?
Thomas Lammers:
„Wir haben uns vor der Saison gemeinsam viele Etappenziele gesetzt. Es war klar: Je mehr wir davon erreichen, umso besser wird die Mannschaft am Ende auch abschneiden. Aber wir wollten die richtigen Dinge in den Fokus rücken. Und dazu gehört, dass Mannschaft und Trainer eben nicht allzu sehr auf die Platzierung schauen. Erst recht, solange das Bild aufgrund unterschiedlich absolvierter Spielezahl so wenig aussagekräftig ist. Zwischenzeitlich lagen da sechs Partien zwischen einzelnen Teams. Zu den Zielen gehörten etwa die schnelle Integration der Neuen, der sportliche Lückenschluss zwischen erster und zweiter Mannschaft und natürlich auch, das Vertrauen der Sponsoren zu bestätigen und nach Wegfall der Corona-Einschränkungen wieder mehr Fans in die Westpress-Arena zu locken. Wir sehen uns überall auf einem guten Weg. Vor allem den dritten Platz der zweiten Mannschaft in der 3. Liga möchte ich da hervorheben. Das war eine außerordentliche Leistung. Und in der Jugend sind wir so erfolgreich, wie seit Ende der 1980er-Jahre nicht mehr.“

Sie und auch sonst niemand beim ASV hat vor der Saison das Wort ‚Aufstieg‘ in den Mund genommen. Wie sieht das heute aus, als Verfolger der HSG?
Thomas Lammers:
„Sagen wir einmal so: Die HSG hat mit drei Punkten die deutlich besseren Karten. Wir tun gut daran, unsere Hausaufgaben zu erledigen und weiterhin bestmöglich abzuschneiden. Durch die langfristigen Ausfälle von Abwehrchef Markus Fuchs und Mittelmann Sören Südmeier ist es nicht leichter geworden. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das im Kollektiv lösen kann. Wir verfolgen weiter unsere kleinen Ziele und sehen dann, wofür es am Ende reicht. Und ich war selbst Spieler: Natürlich wissen alle, wo wir stehen. Es sollte nur eben nicht die Arbeit beeinflussen, darum geht es.“

Und wenn es zum zweiten Platz reicht: Ist der ASV bereit für die 1. Liga?
Thomas Lammers (lacht):
„Ist ein Zweitligist dafür bereit? Eine gute Frage. Aber ernsthaft, es wird aktuell natürlich schon einmal gefragt: Wollt ihr aufsteigen? Natürlich wollen wir! Aber wenn es gegen diese Konkurrenz am Ende Platz drei wird, dann ist das immer noch die erfolgreichste Saison seit 2010. Und wem auch immer der Aufstieg gelingt: Er gelingt in der stärksten Gruppe, die die 2. Liga jemals erlebt hat. Denn, dass auch die Spitzenteams so viele Minuspunkte haben, ist kein Zeichen von sportlicher Anfälligkeit, sondern der Beleg für die enorme Qualität, die die Liga mittlerweile hat.“

Als Geschäftsführer müssen Sie sich ohnehin mit beiden Ligen beschäftigen. Und da sind die Spielerverpflichtungen ja die Weichenstellungen, die den größten Einfluss haben können. Durch die Abgänge von Jan Brosch zum TBV Lemgo-Lippe und Dani Baijens zum Handball Sport Verein Hamburg fehlen zwei wichtige Größen dieser Saison. Wie zuversichtlich sind Sie, diese Lücken schließen zu können?
Thomas Lammers: „Ganz genau, das ist aktuell ein wesentlicher Teil meiner Aufgaben, hier gemeinsam mit der sportlichen Leitung die richtigen Spieler zu finden. Aber dazu kann ich dann wieder etwas sagen, wenn es konkret wird. Aktuell sondieren wir noch den Markt.“

Dafür und für die verbleibenden zehn Partien in der 2. Handball-Bundesliga viel Erfolg, vielen Dank für das Gespräch.

Bildzeile: ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers /  Foto ASV.