Kinhöfer-Appell: Schiedsrichter sollen mutiger in ihren Entscheidungen sein




Fußball: Es war (fast) alles anders als in den Jahren zuvor beim alljährlichen Schulungsabend der Schiedsrichter im Fußballkreis Unna/Hamm. Keine Belehrungen, keine Statistiken, keine neuen Regeln. Stattdessen stand der ehemalige Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer im Mittelpunkt und gab Einblicke in seine umfangreiche Karriere mit über 200 Bundesligaspielen, die 2001 begann und bis zum Jahr 2015 währte. Zu den Höhepunkten gehörte das DFB-Pokalfinale 2010 zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen. Darüber hinaus war er acht Jahre mit der Leitung von Spielen in der FIFA betraut und pfiff auch in Katar sowie in Südkorea. Da gab es natürlich viel zu erzählen – und 136 anwesende Schiedsrichter hörten ihm in der Rotunde im SportCentrum Kaiserau gespannt zu, nahmen auch manche Erkennntis für ihre Arbeit „mit der Pfeife“ mit.

Eingeladen hatte Torsten Perschke, der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses, der Kinhöfer seit 30 Jahren kennt und selbst Assistent unter ihm war bei Spielen in der zweiten Liga. Perschke führte das Gespräch mit Kinhöfer.

Bildzeile: KSA-Vorsitzender Torsten Perschke hatte den früheren Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zum Schulungsabend eingeladen

An seine Anfänge bei der Schiedsrichterei konnte sich Thorsten Kinhöfer nicht mehr so genau erinnern. „Es muss wohl ein Spiel in der F-Jugend in Herne gewesen sein“, vermutete er, „damals war ich 15 Jahre alt. Es hat Spaß gemacht und ich wollte mehr.“ Das passierte und der Aufstieg bis in die 1. Bundesliga gelang. Der Start im deutschen Fußball-Oberhaus ist ihm noch in bester Errinnernung. „Das war 2001 das Spiel zwischen 1860 München und VfL Wolfsburg, das 2:1 endete.“ Sein persönliches Highlight folgte neun Jahre später. Da leitete er das DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen. „So ein DFB-Pokal-Finale pfeift man in der Regel ein Mal im Leben, wenn man Glück hat. Ein Feeling, das man nicht vergisst.“

Vergessen hat er im Pokalfinale auch nicht eine heikle Szene, als Per Mertesacker ein Handspiel unterlief „und ich nichts gesehen habe.“ Da auch seine Assistenten nicht helfen konnten, musste er sich entscheiden und gab Strafstoß. „Ich muss wohl richtig gelegen haben mit meinem Elfmeterpffiff, denn es gab keine Proteste von der Bremer Trainerbank“, erzählte er und räumte ein, dass wenn er den Videoassistenten (VAR) zu Hilfe gehabt hätte, er den Strafstoß vermutlich nicht gegeben hätte. Inzwischen gewinnt Kinhöfer den Eindruck, dass sich die Schirikollegen aus dem Kölner Keller (VAR) zu sehr leiten lassen würden. Er appellierte dafür, dass die Schiedsrichter mutiger in ihren Entscheidungen sein und Entscheidungen wie früher auf dem Feld treffen sollten.
Neben der Diskussion um den VAR sahen sich die Kreis-Schiri gemeinsam noch weitere Videosequenzen an und diskutierten über die korrekte Entscheidung bei strittigen Szenen.

Nach seiner Schiri-Karriere arbeitete Thorsten Kinhöfer neun Jahre bei der Bild-Zeitung als Kolumnist.

Ehrungen verdienter Schiedsrichter

Natürlich standen auch Ehrungen auf dem Programm beim Schulungsabend. So wurden folgende Schiedsrichter geehrt:
15 Jahre
Michael Haverkamp (SuS Oberaden), Michael Teichmann (Holzwickeder SC), Luca-Noél Perschke (Hammer SpVg)
25 Jahre
Thomas Bratke (SG Bockum-Hövel), Patrick Jaskulski (TuS Germania Lohauserholz).
40 Jahre
Manfred Drews (SSV Mühlhausen-Uelzen).
55 Jahre
Walter Kilian (SuS Kaiserau).

Bildzeile: Walter Kilian (Mitte) wurde für seine 55-jährige Schiedsrichtertätigkeit von Torsten Perschke und Thorsten Kinhöfer geehrt.