Dritte Pleite in Folge: HSC muss sich nach schwacher Leistung nach unten orientieren




Fußball, Westfalenliga 2: FC Iserlohn – Holzwickeder SC 2:0 (2:0). „Da kommt heute einiges auf die beiden Mannschaften zu“, orakelte Schiedsrichter Björn Martin vor dem Anpfiff auf der schön im Schatten gelegenen Terrasse des altehrwürdigen Willi-Vieler Stadion in Iserlohn-Oestrich. Auf den in einem „Kessel“ gelegenen Kunstrasenplatz wehte kein Lüftchen. Über 45 Grad Bodentemperatur auf dem Platz, gut 30 Grad Lufttemperatur – es war klar, dass der gewinnen würde, der unbedingt „wollte“. Um es vorwegzunehmen: Das war eben nicht der Holzwickeder SC, der komplett verdient die dritte Pleite in Folge kassierte.

Neuer HSC-Keeper Giuliano André Rodehutskors empfiehlt sich und war mit Moritz Müller einziger Spieler mit Normalform 

HSC-Coach Damian Grauer nahm einen personellen Wechsel im Tor vor. Statt Leon Chrobok stand Neuzugang Giuliano André Rodehutskors vom SC Paderborn II im Kasten – und machte seine Sache ausgezeichnet. Seine Leistung in Iserlohn, als er gerade in der zweiten Hälfte direkt nach der Pause zwei Hundertprozentige großartig parierte, war eine tolle Bewerbung um die „Nummer eins“. Der sympathische 20-jährige meinte allerdings nach dem Lob: „Das nützt uns leider wenig. Trotzdem ist es schön, so etwas zu hören.“

Bildzeile: Nachdenkliche Gesichter auch auf der Tribüne des Willi-Vieler-Stadions:
Der Sportliche Leiter Karl-Friedrich Lösbrock (vorne) und Vorsitzender
Udo Speer hatten viel Diskussionsbedarf. Zufrieden waren beide mit der
Vorstellung im Sauerland nicht.

Zwei Sonnenstühle vor der HSC-Kabine – und zumindest geistig nahmen viele Holzwickeder dieses Angebot gerne an 

Zwei weiße Sonnenstühle vor der HSC-Kabine luden zum Sonnenbaden ein – und davon träumten wohl so mancher der ganz in Blau gekleideten HSC-Kicker, auch und gerade in der ersten Halbzeit. Dabei hatte HSC-Coach Damian Grauer mit einer taktischen Überraschung aufgewartet und anders als es der FCI erwartet hatte, eine Dreier- statt eine Viererkette aufgeboten. „Da brauchten wir fast zehn Minuten, um uns darauf einzustellen, dass der HSC eher passiv verteidigt, und um dann mit schnellem Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen“, analysierte FCI-Trainer Max Borchmann nach dem Match. Die Strategie des HSC ging irgendwie nicht auf. Der HSC agierte trotz höherer Spielanteile planlos, Iserlohn wartete ab.

Das erste „Wir sind heute auch da“ vom HSC: „Gelb“ gegen den Trainer – nicht ganz unumstritten

Es lief nicht wie geplant für den HSC. Das machte nervös. Die erste „Gelbe“ kassierte dann auch nach elf Minuten Coach Grauer, als der Linienrichter mündlich eine andere Entscheidung traf als er selber (!) dann mit der Fahne anzeigte und der Unparteiische Björn Martin vom SC Berchum Garenfeld sich dem „Fahnenwink“ anschloss. Grauer protestierte lautstark, Referee Björn Martin hielt nicht minder lautstark dagegen und „belohnte“ das Engagement des HSC-Trainers mit „Gelb“.

Gegentore eine Wiederholung der Aussetzer gegen den BSV Schüren

Thema Tore: Wer als HSC-Fan die Niederlage gegen Schüren-Niederlage gesehen hatte, konnte sich die Fahrt ins Sauerland getrost sparen. Die Tore waren nahezu identisch wie vor Wochenfrist – was unglaublich viel über vermeintliche „Lernerfolge“ zeigt. Erste Chance für den FCI, Ahmed Azirar zog einfach mal aus rund 20 Metern ab. Das Leder schlug „im Knick“ ein – 1:0. (17.). Noch eklatanter das 2:0. Til Busemann kam zu spät, Dean Müsse klärte auf Kosten einer „Gelben“ und eines Freistoßes. Exakt die gleiche Position wie letzte Woche für Schüren, statt damals Arif Et war es Joel Westheide der auf den langen Pfosten zielte, dort war Jonas Hollmann mit dem Kopf zur Stelle (vor einer Woche der Schürener Michael Hines), und es stand 2:0.

Bildzeile: Auch in der Trinkpause konnte das Trainerteam um Damian Grauer, der erneut den urlaubenden Benjamin Hartlieb vertrat, keine großen Impulse setzen.

Wer Hundertprozentige nicht nutzt, kann kein Spiel gewinnen

Damit war das Thema Tore bei diesem letzten hochsommerlichen Tag im Jahr beendet. Vor allem, da Dylan Pires sich toll auf der rechten Seite durchsetzte, in die Mitte passte, dort Serhat Uzun fand – und der komplett freistehend an FCI-Keeper Daniel Dreesen scheiterte. Da gehörte schon viel zu, diese Top-Chance zu vermasseln.

In der zweiten Halbzeit wurde es beim HSC einfach nicht besser. Zwei Top-Chancen nach Wiederanpfiff machte Giuliano André Rodehutskors im HSC-Kasten großartig zunichte. Wenig kam vom HSC. Sichtbar geht bei immer mehr Spielern die Formkurve in den Keller wie bei Connor McLeod, eigentlich der Spieler mit den besten Fitnessleistungen, der immer mehr abtauchte im Laufe der letzten Spiele und kaum noch Akzente setzt. Doch andere Spieler schließen sich dem nahtlos an.

Moritz Müller als torgefährlichster HSC-Spieler in der zweiten Hälfte

Einzig Kapitän Moritz Müller zeigte ähnliches Engagement wie Keeper Giuliano André Rodehutskors. Zweimal scheiterte Müller mit Schüssen an Daniel Dreesen (68. und 80.) Wäre auch nur ein einziger dieser Schüsse eingeschlagen, hätte es vielleicht noch mal spannend werden können. So aber passierte exakt – nichts. Da es in der Liga eine Reihe von Überraschungen gab, ist der HSC nicht nur auf den 10, Platz abgerutscht (von 16 Teams), sondern es sind auch nicht mehr so viele Zähler bis zur ganz bedrohlichen Zone.
Warum wurde nicht im Hemberg-Stadion gespielt – Die EM „ist schuld“

Gespielt wurde im Willi-Vieler-Straße im Stadtteil Iserlohn-Oestrich. Der Grund: Aktuell wird im Iserlohner Hemberg-Stadion der Rasenplatz geschont. Der Grund: In wenigen Wochen erfolgt die Abnahme für eine eventuelle Trainingsstätte einer Nationalmannschaft – Italien ist hier im Gespräch – aber auch andere Teams würde in Iserlohn Top-Bedingungen vorfinden. Mögliches Mannschaftshotel ist das „Vier Jahreszeiten“ am Seilersee. Wenige hundert Meter zur Autobahnauffahrt, die Anfang 2024 wieder zur Verfügung steht, kurzer Weg ins Hemberg-Stadion – alles wie geschaffen für ein ambitioniertes Team. Am Hemberg-Stadion selber wurde massiv gearbeitet – und eben an der Rasenfläche. Daher wird der FC Iserlohn nun des Öfteren ausweichen müssen.

Trainerstimmen
Damian Grauer (HSC): Eigentlich möchte ich zu diesem Spiel erst mal gar nichts sagen. Aber was ich sagen möchte ist, dass der Sieg von Iserlohn verdient war. Wir haben heute gelernt und wissen es aber auch, woran wir arbeiten müssen. Wir müssen uns jetzt ernsthaft mit der zweiten Hälfte der Tabelle beschäftigen. In der kommenden Woche kommt es zu einem 6-Punkte-Spiel zuhause gegen Hombruch. Das wird ein ganz wichtiges Spiel für uns gegen den Aufsteiger, der zuletzt eine immer bessere Form zeigte und auch am Sonntag gegen Neheim gewonnen hat.
Maximilian Borchmann (Iserlohn): Es war ein verdienter Sieg für uns. Aufgrund der Dreierkette beim HSC mussten wir kurzfristig unseren Matchplan ändern. Das ist uns nach zehn Minuten gut gelungen. Die 2:0-Führung zur Pause war hochverdient. Unserem jungen Altersdurchschnitt ist es geschuldet, dass dieses 2:0 nicht reichen muss. Man hat es gesehen: Die beiden Schüsse von Moritz Müller hätten das Spiel noch mal eng werden lassen. Unser Torhüter Daniel Dreesen hat uns aber im Spiel gehalten. 7: -Torschüsse habe ich für uns gesehen – und damit haben wir auch verdient gewonnen.

Iserlohn: Daniel Dreesen, Bircan Calik, Anil Pirincoglu, Joel Westheide (73, Adil Elmoueden), Jonas Hollmann, Julian Hunecke, Justin Mitrovic, Marvin Figueira Candido, Ahmed Azirar (62. Moritz Weinrich), Edin Grosonja (46. Duncan Ugochchukwutubem), Yllnor Tahiri (72. Lorentz Shabani).
HSC: Giuliano André Rodehutskors, Moritz Müller, Til Busemann (70. Finn Jona Heinings), Pjer Radojcic, Serhat Uzun (82. Isam El Aallali), Jan Nielinger, Eduardo Hiller (77. Maximilian Wolff), Josao Filipe da Silva Macedo (57. Maurice Majewski), Dean Müsse, Dylan Pires (68. Tim Kortenbusch), Connor McLeod
Tore: 1:0 Azirar (17.), 2:0 Hollmann (32.)
Schiedsrichter: Björn Martin (SC Berchum-Garenfeld)
Zuschauer: 250.

Bildzeile: Pjer Radojcic war sichtlich bemüht – doch auch er konnte das 0:2 in Iserlohn nicht verhindern. Aber auch bei ihm gibt es noch viel Potential nach oben.