Sauerländer Luft bekommt HSC nicht: Erster Dämpfer nach emotionsloser Leistung




Fußball, Westfalenliga 2: FC Lennestadt – Holzwickeder SC 2:1 (1:0). In der anschließenden Pressekonferenz bekannte sich HSC-Cheftrainer Benjamin Hartlieb als „Leidenschaftlicher Wanderer im Sauerland“. Seine Mannschaft wollte es dem Coach wohl nachmachen und schien in dicken Wanderschuhen und mächtigen Rucksäcken auf dem Platz zu stehen oder besser herumzuwandern. Nur so war es zu erklären, dass viele Zweikämpfe verloren gingen, die Schnelligkeit fehlte und Pässe in die Leere gingen. Das schnelle Umschaltspiel, das den HSC in den letzten Wochen ausgezeichnet hatte, fand an diesem Nachmittag nicht statt. Und so leisteten die Holzwickeder wertvolle Aufbauarbeit für einen Gegner, der in die Liga schwach gestartet war, in der Vorbereitung sehr mäßige Ergebnisse vorzuweisen hatte und wahrlich kein Top-Acht-Team in der starken Westfalenliga 2 ist.

Nielinger vertändelt erst, ist dann zu langsam – und es steht 1:0 für Lennestadt

Geradezu symptomatisch das 1:0 für den Gastgeber. Jan Nielinger vertändelte hanebüchend im Aufbauspiel das Leder. Jannik Selter schnappte sich sich das, sprintete auf seiner rechten Seite auf und davon, gefolgt von einem tempomäßig überaus behäbigen Nielinger. Ein platzierter und harter Schuss in das obere lange Eck – und es stand nach 22 Minuten 1:0 für den FCL. Bereits bis zu diesem Zeitpunkt waren die HSC-Kicker wohl noch zumindest geistig auf der rund 100 Kilometer langen Anreise, denn sie verschliefen den Start komplett. Beispiele: Jannik Selter schlägt eine hohe Flanke auf Florian Friedrichs, doch der ist nicht der Größte und verfehlt den Ball (13.). Dann gab es gleich drei Freistöße in Folge in bester Lage, weil die HSC-Defensive unter großem Druck die Fouls ziehen musste. Doch alle drei fast „halben Tore“ aufgrund der Positionen gingen knapp drüber oder neben das HSC-Tor oder wurden abgeblockt. Das 1:0 in der 22. Minute war also die fast schon logische Konsequenz einer unglaublich fehlerbehafteten Anfangsphase. Damit hatte Holzwickede den Gegner stark gemacht.

Bildzeile: Moritz Müller war erneut einer der Besten beim HSC. Der Kapitän zeigte viel Engagement, kam aber zu keinem vielversprechenden Abschluss.

Nach einer halben Stunde meldete sich der HSC ins Spiel an. Radojcic kam mit viel Schwung über die linke Seite, bediente Moritz Müller, doch der verpasste (30.). Stürmer Dylan Pires war urplötzlich allein vor FCL-Keeper Kevin Schulte, der verkürzte geschickt den Winkel und wehrte den Schuss ab (32.).

Als der Starkregen kam, wacht der HSC etwas auf: Tim Kortenbusch als eingewechselter Joker mit Ehrentreffer

Benjamin Hartlieb reagierte zur Pause: Maximilian Wolff blieb in der Kabine. Für ihn kam Finn Jona Heinings. Vorweg: Es wurde nicht viel besser, da auch Heinings es gleich mal schaffte, in kürzester Zeit fünf (!) Pässe ins Niemandsland zu bugsieren. Es wurde wirklich erst mal nicht viel besser. Jannik Selter musste in der 50. Minute das 2:0 für seine Farben erzielen, doch in einer 1 : 1-Situation scheiterte er am großartig haltenden Leon Chrobok. Es war irgendwie passend, dass das 2: 0 dann doch noch ausgerechnet durch eine Standardsituation entstand. Die Ecke kam hinein, Leon Chrobok blieb auf der Linie und am langen Pfosten stand der nun auch nicht als Kopfballungeheuer bekannte Florian Friedrichs komplett alleingelassen und köpfte zum 2:0 ein (63.). Hartlieb reagierte umgehend und brachte Tim Kortenbusch für Andreas Spais, der nicht seinen allerbesten Tag erwischt hatte (65.). Zudem ersetzte Serhat Uzun den ebenfalls enttäuschenden Connor McLeod (67.).

Es wurde besser aus Sicht des HSC. Der einsetzende Starkregen und Donnergrollen leiteten so etwas wie die Schlussoffensive des Gastes ein. Uzun führte sich gleich mit einem tollen Schuss ein (68.), doch Keeper Schulte war zur Stelle. Tim Kortenbusch brach dann kraftvoll durch die Mitte in den Strafraum ein und setzte alle seine Kräfte in den mächtigen Schuss, der zum 1:2 aus HSC-Sicht einschlug (73.). Es war noch genug Zeit, aber der HSC kam irgendwie nicht in Schwung – obwohl der Gastgeber sichtbar immer mehr abbaute und kräftemäßig am Ende war. Heinings schlug Pässe und Flanken ins Nirgendwo, Zweikämpfe an der Außenlinie (!) wurden verloren. Dylan Pires, der den Ausgleich auf den Fuß hatte, geriet frei vor Torhüter Schulte in Rückenlage und ballerte das Leder in die Lennestädter Regenwolken.

Im Gegenteil: Baran Tuhan musste in der Nachspielzeit das 3:1 machen, als er komplett frei vor Chrobok auftauchte, sofort abschloss und Chrobok sensationell parierte. So blieb es beim 1:2 des Holzwickeder SC in Lennestadt.

Nach Abpfiff ein Regenbogen mit Symbolkraft – Besserung gegen Schüren am kommenden Sonntag angestrebt

Es war im dritten Spiel und zwei Siegen die erste Niederlage. In der noch wenig aussagekräftigen Tabelle bedeutet das Rang vier. Am kommenden Sonntag muss sich der HSC deutlich steigern. Dann kommt am 3. September um 15 Uhr der BSV Schüren ins Montanhydraulik-Stadion. Und die Dortmunder wollen Revanche für die Niederlage im Finale des Aplerbecker Hecker-Cups. Im Februar 2023 hatten die Schürener in der Meisterschaft den HSC im Montanhydraulik-Stadion mit 5:2 vom Platz gefegt. Es wird also ein überaus brisantes Derby. Vielleicht war der Regenbogen am Sonntag nach dem Abpfiff über dem Hensel-Stadion ein zukunftsweisendes Symbol für den HSC.

Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Wir haben heute alles dafür getan, dass sich der FC Lennestadt wieder wohl fühlen kann. Zu keiner Zeit sind wir auch nur ansatzweise in den Modus gekommen, den wir alle gewohnt sind. Es war ein extrem schwaches, emotionsloses und zurückhaltendes Spiel von uns. Vielleicht war diese Niederlage am dritten Spieltag auch nicht ganz verkehrt. Es war zuletzt nach zwei Siegen in Holzwickede eine große Euphorie eingezogen – nach, wie gesagt zwei Spieltagen. Ich habe meiner Mannschaft gerade in der Kabine gesagt: Das heute war die Wahrheit. Wir müssen daraus nun die richtigen Schlüsse ziehen.
Martin Funke (Lennestadt): Meine Mannschaft hat heute den Matchplan komplett gut umgesetzt. Uns ist es durch Schnellspielverlagerungen gelungen, den HSC aus dem Spiel zu nehmen. In der zweiten Halbzeit war Holzwickede drückender, doch wir konnten uns immer wieder befreien und hätten das Spiel früher entscheiden können. Es war ein verdienter Sieg, ein ganz wichtiger Dreier. Wir haben ein ganz junges Team, ich als Trainer bin sehr jung und daher sind solche Siege sehr, sehr wichtig.

Lennestadt: Kevin Schulte, Christoph Hebekker, Elias Valentin Butzkamm, Lukas Völmicke (81. Baran Turhan), Jannik Selter (61. Samuel Eickelmann), Lauritz Strotmann (77. Christian Schmidt), Florian Friedrichs, Linus Witzel (72. Till Quast), Niklas Stemmer, Dennis Krause, Mika Andreas Altemeyer (61. Jonas Völmicke).
HSC: Leon Chrobok, Moritz Müller, Maximilian Wolff (46. Finn Jona Heinings), Andreas Spais (65. Tim Kortenbusch), Pjer Radojcic, Jan Nielinger, Maurice Majewski, Dean Müsse, Dylan Pires, Damjan Ilic, Connor McLeod (67. Serhat Uzun)
Tore: 1:0 Selter (22.), 2:0  Friedrichs (63.), 2:1 Kortenbusch (73.).
Schiedsrichter: Nicolai Mester (TuS Rumbeck).
Zuschauer: 150.

Bildzeile: Dylan Pires (vorne) und Pjer Radojcic im Kampf ums Leder. Der HSC kassierte mit 1:2 in Lennestadt seine erste Saisonniederlage.