Fußball: Was waren das regelmäßig für Spiele zwischen dem Holzwickeder Sport Club und dem Siegener Vorort-Club FC Kaan-Marienborn! Zuletzt trennte man sich in der letzten Oberliga-Saison remis. Jetzt ist für den FC Kaan alles aus. Am Ende der Saison zieht sich das Team zurück und wird in der Kreisliga C einen Neustart wagen. Das gab der Verein am Donnerstagabend offiziell bekannt.
Wegen der unlösbaren Hürde, vor den die stark verschärften Regionalliga-Lizenzauflagen des WDFV den 1.FC Kaan-Marienborn stellen, geht der Verein aus dem Breitenbachtal einen ganz schweren Schritt und zieht seine Regionalliga-Mannschaft nach der Saison vollständig vom Spielbetrieb zurück. Die Beschränkung auf eine einzige Spielstätte, das Wegfallen eines Ausfallstadions und die bittere Erkenntnis, dass die Mindestanforderungen für die Regionalliga-Lizenz im Breitenbachtal auch nach Experteneinschätzung nicht erreicht werden können, bewogen die Entscheidungsträger des 2007 gegründeten Fußballvereins zu dem drastischen Schritt: „Es war für uns eine ganz schwere und sehr traurige, aber am Ende leider alternativlose Entscheidung. Der Westdeutsche Fußballverband hat uns mit der extremen und sehr plötzlichen Verschärfung der Lizenzauflagen die Grundlage genommen, um weiterhin in der Herkules Arena spielen zu dürfen. Kaan-Marienborn war und ist unsere fußballerische Heimat, mit der wir uns alle verbunden fühlen, in der wir unfassbare Erfolge erarbeitet und gefeiert haben. Auch der Großteil unserer Zuschauer stammt von hier. Wir konnten unsere sportliche Heimat nicht aufgeben“, erläutert der 1. Vorsitzende Florian Leipold die ersten Beweggründe.
Auch ein Umzug ins Leimbachstadion wurde intern geprüft und diskutiert, schließlich aber unter Bezug auf die eigene sportliche Wirkungsstätte wieder verworfen. Der Umzug ins Leimbachstadion wäre mit erheblichen Zusatzkosten verbunden gewesen, da die Kosten für die Herkules Arena (Finanzierungskosten, Unterhalt) unverändert weiterlaufen. Zudem überwiegen auch die Zweifel, ob bei einer gemeinsamen Nutzung mit den Sportfreunden Siegen der Naturrasenplatz ein wöchentlich stattfindendes Heimspiel übersteht oder ständige Spielabsagen die Folge wären. Nachdem die Möglichkeiten in Gesprächen mit der Stadt Siegen, der Polizei Siegen-Wittgenstein sowie dem Nachbarn Sportfreunde Siegen ausgelotet wurden, fällte die Vereinsführung auch nach Rücksprache mit den Hauptsponsoren gemeinsam schweren Herzens die Entscheidung zum vollständigen Rückzug aus dem Spielbetrieb. Betonen möchte der Vorstand jedoch, dass die drei genannten Parteien alle kompromissbereit waren und die Entscheidung zum Rückzug nicht beeinflusst haben.
„Wir müssen leider erkennen, dass Vereine wie der 1. FC Kaan-Marienborn in der Regionalliga nicht mehr erwünscht sind. Unser Fokus war es, die vorhandenen Mittel in den sportlichen Erfolg zu investieren und nicht in VIP-Plätze. Leider ist der Gegenwind zu einer solchen Strategie schon im Laufe der aktuellen Saison stärker geworden. Am Ende ist es ein Kampf mit Windmühlen, den wir nicht mehr kämpfen können. In der Saison 2024/2025 sind überdachte Sitzplätze Pflicht. Spätestens dann wäre das Thema Regionalliga in der Herkules Arena vorbei. Warum eine Tribünenüberdachung wichtiger ist als ansehnlicher Fußball auf dem Platz, dass müssen andere erklären“, so Leipold enttäuscht. “Man hat das Gefühl, da gibt es eine elitäre Gruppe, die will unter sich sein. Unsere sportlichen Erfolge in diesem Jahr haben dann den ein oder anderen anscheinend aufgeschreckt.“
Im Rahmen des Projektes „Siegerländer Weg“ hat der Verein seit seiner Gründung versucht, zusammen mit seinen Sponsoren die Themenfelder Ausbildung, Beruf und Fußball miteinander zu verbinden. Trotz vieler positiver Beispiele von Spielern, die über den „Siegerländer Weg“ den Weg ins Berufsleben gefunden haben und dem zusätzlichen sportlichen Erfolg des Vereins, bedeutet die Abmeldung der 1. Mannschaft nun auch, dass das Projekt „Siegerländer Weg“ beendet wird. Auch hier muss das Fazit gezogen werden, dass ein solches Konzept in der Regionalliga nicht durchführbar ist.
„Nach 15 Jahren eine ganz schwere Entscheidung“
Leipold blickt nach der Entscheidung nicht nur mit Enttäuschung, sondern auch mit Dankbarkeit auf die letzten Jahre zurück: „Das war nach 15 Jahren eine ganz schwere Entscheidung, aber wir können stolz auf unsere sportlichen Erfolgsjahre sein. Bedanken möchte ich mich im Namen des Vorstands ganz herzlich bei allen Werbepartnern, die uns in all den Jahren großartig unterstützt haben. Großen Respekt und unseren herzlichen Dank richte ich auch an alle ehrenamtlichen Helfenden, die uns durch die letzten Jahre getragen haben. Bei allen Zuschauern und Fans möchten wir uns von ganzem Herzen für die Unterstützung in den letzten Jahren bedanken. Wir sind es allen schuldig, bis zum letzten Spieltag weiter unsere beste Leistung zu zeigen und uns mit einem hervorragenden Endresultat aus der Regionalliga zu verabschieden“, so der 1. Vorsitzende weiter.
Am Ende bleibt ein besonderes Dankeschön an die Spieler der 1. Mannschaft: „Es ist wahnsinnig enttäuschend, nach einer so herausragenden Saison nicht mehr weitermachen zu können. Bei allen aktuellen, aber auch allen ehemaligen Spielern möchten wir uns bedanken, für die vielen tollen Momente und Erfolge, die wir in der Zeit gefeiert haben.“
Wie es mit dem Verein weitergehen soll, beschrieb Florian Leipold konkret: „Es ist unser festes Ziel, auch im nächsten Jahr einen Fußballverein zu stellen, mit einer Seniorenmannschaft (aktuell Kreisliga C) und auch allen Jugendmannschaften des Vorjahres. Mittlerweile geben wir über 100 Kindern eine sportliche Heimat. Wir wollen all unseren Mitgliedern und aktiven Sportlerinnen und Sportlern weiterhin gerecht werden.“
Halbfinale im Westfalenpokal terminiert: Aplerbeck gegen Gütersloh und Delbrück gegen Erkenschwick am 19. April
Am Mittwoch, 19. April. werden die Halbfinalspiele im Westfalenpokal ausgetragen. Um 18.15 Uhr trifft der ASC 09 Aplerbeck im urlaubsguru Waldstadion an der Schwerter Straße auf den FC Gütersloh. Um 19.15 Uhr empfängt Delbrück (Westfaelnliga 1) den Tabellenführer der Westfalenliga 1, die SpVgg Erkenschwick. Das Endspiel steigt dann am 3. Juni im Rahmen des Finaltags der Amateure im Stadion des bereits ausgeschiedenen SV Westfalia Rhynern. Es sind alles Überraschungsteams, die da um die Fleischtöpfe des DFB-Pokals kämpfen. Die höherklassigen Vereine sind bereits allesamt ausgeschieden. Sowohl Drittligist SC Verl als auch Regionalliga-Spitzenreiter Preußen Münster oder Titelverteidiger SV Rödinghausen verabschiedeten sich frühzeitig aus dem Wettbewerb.
Bildzeile: 7. April 2022. Es sollte das letzte Spiel des FC Kaan-Marienborn in Holzwickede werden. Man trennte sich 1:1 – der HSC stieg in die Westfalenliga 2 ab – der FC Kaan zieht nun von der Regionalliga West in die Kreisliga C zurück.