Handball: Der ASV Hamm-Westfalen hat den ersten Viertelfinaleinzug seiner Vereinsgeschichte im DHB-Pokal in eigener Halle gegen den VfL Gummersbach am Mittwochabend knapp verpasst. Fast 2.400 Zuschauer erlebten in einer voll besetzten WESTPRESS arena ein intensives Duell der Erstligaaufsteiger mit Wendungen und einem am Ende starken Gast, der sich nach einer Leistungssteigerung im Spielverlauf nicht zuletzt dank größerer personeller Optionen einen verdienten 34:31-Sieg sicherte.
Den besseren Start erwischten die Hausherren, die neben Benny Meschke und Stefan Bauer kurzfristig auch noch auf Markus Fuchs wegen muskulärer Probleme verzichten mussten. Die Deckung stand zunächst gut, nicht nur durch einige erfolgreiche Tempogegenstöße, sondern auch durch mit viel Tempo vorgetragenen Angriffsaktionen erarbeiteten sich die Westfalen bis 13. Spielminute eine 8:3-Führung, das Marian Orlowski mit seinem bis dahin dritten Treffer markierte. VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hatte genug gesehen und sortierte seine Reihen in einer Auszeit neu. Bis zur 16. Minute änderte sich allerding wenig, Rechtsaußen Jan Pretzwofsky, der wie Orlowski eine starke Leistung ablieferte, stellte erneute eine Fünf-Tore-Führung zum 10:5 her.
Aber die Gäste blieben ruhig, steigerten sich in der Folge in Abwehr und Angriff, das Tempo blieb auf beiden Seiten extrem hoch – jetzt aber mit der höheren Effektivität beim Gast. So gelang dem VfL zwischen der 17. und 21. Minute ein 5:0-Lauf begünstigt durch einige technische Fehler der Hausherren. Die Partie war wieder völlig offen. „Da verpassen wir es, eine Führung mit in die Pause zu nehmen“, meinte ASV-Trainer Michael Lerscht später in der Analyse. Zwar blieb es bis zum 14:14 (27.) ausgeglichen, danach gelangen Gummersbach aber noch zwei Tore durch Kreisläufer Ellidi Vidarsson und Rückraum Julian Köster zum 14:16-Pausenstand. Insbesondere das starke Kreisspiel stellte die Westfalen, denen personelle Optionen für den Innenblock aufgrund der Ausfälle im Spielverlauf zunehmend fehlten, immer wieder vor Probleme.
ASV lässt sich nicht abschütteln
So erhöhten die Gummersbacher im zweiten Abschnitt per Siebenmeter durch Dominik Mappes und den eingewechselten Tom Jansen auf 14:18. Aber der ASV ließ sich nicht abschütteln. In der 35. und 36. Minute verkürzte Andreas Bornemann mit zwei sehenswerten Rückraumtreffern auf 17:19. Bis zur 45. Minute blieb es nun bei der Zwei-Tore-Führung. Nach dem Tor zum 23:25 durch Zintel parierte Felix Hertlein, die Chance zum Anschlusstreffer nutzte der ASV aber nicht, da auch VfL-Keeper Fabian Norsten den nächsten Torwurf entschärfte. Ohnehin stand in dieser Phase die Gästedeckung sehr gut, der ASV hatte Probleme so klare Torchancen zu erarbeiten wie in der ersten Halbzeit. Trainer Michael Lerscht reagierte und versuchte es mit einem zusätzlichen Feldspieler – allerdings ohne Erfolg. Der VfL nutzte diese Phase, um in der 50. Minute wieder mit vier Toren in Führung zu gehen.
Aber die Gastgeber gaben sich längst nicht geschlagen. Angetrieben vom Publikum kämpfte sich der ASV zurück. Das Siebenmetertor von Orlowski in der vorletzten Minute zum 30:32 sorgte noch einmal für Hoffnung unter den Fans der Gastgeber. Die Westfalen hatte längst auf eine offensive Deckung umgestellt und stellten den VfL, der die Angriffe nun möglichst lange ausspielte, damit noch einmal vor eine Aufgabe. Genau 49 Sekunden vor dem Ende war es dann ausgerechnet der Ex-ASVer Lukas Blohme, der mit seinem Tor von Rechtsaußen zum 33:30 gegen Hertlein, an dem er im Laufe des Abends schon mehrfach gescheitert war, für die Entscheidung sorgte. Die weiteren Tore von Blohme und Orlowski hatten dann nur noch für die Statistik Bedeutung.
„Ich könnte kaum glücklicher sein, dass wir heute gewonnen haben und in die nächste Runde eingezogen sind“, meinte VfL-Trainer Gudjon Sigurdsson nach der Partie. Sigurdsson weiter: „Es war wie erwartet ein richtig hartes Spiel. Hamm hat überragend in der Abwehr angefangen und uns zu technischen Fehlern gezwungen. Dank Fabian Norsten und unserer Abwehr haben wir dann zurück ins Spiel gefunden. Dann war es das erwartet ausgeglichene Spiel. Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns Mitte der zweiten Halbzeit etwas absetzen konnten, was uns dann zum Ende zum Sieg verholfen hat.“
ASV-Trainer Michael Lerscht lobt trotz der Niederlage die Leistung seiner Mannschaft
ASV-Trainer Michael Lerscht lobte trotz der Niederlage die Leistung seiner Mannschaft: „Hut ab vor der kämpferischen Leistung. Wir kommen gut rein in das Spiel, haben einige Torhüterparaden und ein gutes Gegenstoßspiel. Dann geht es einen Tacken zu schnell, wie wir das 10:5 hergeben. Wir hatten einige technische Fehler und der VfL einige Paraden. Es wäre schön gewesen, mit einer Führung in die Halbzeitpause zu gehen.“ In der zweiten Halbzeit sei man dann „viel hintergelaufen“, so Lerscht weiter. „Es gibt dann so Momente im Spiel, in denen es kippen kann. Das ist final nicht gelungen. Aber die Jungs haben eine gute Partie gespielt. Auch wenn wir uns dafür kein Viertelfinale kaufen können.“
Am 2. Weihnachtsfeiertag steht nun das letzte Pflichtspiel des Jahres an, dann treten die Westfalen im ersten Rückrundenspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga bei den hochfavorisierten Rhein Neckar Löwen an.
ASV Hamm-Westfalen – Rhein Neckar Löwen 31:34 (14:16)
ASV: Hertlein, Bozic – Leventoux, Huesmann, Patrail (4), Bratzke, Schulze, Zintel (7), Pretzewofsky (6), Bornemann (3), Orlowski (10/1), Savvas, von Boenigk (1), Wieling.
VfL: Norste, Ivanisevic – Vidarasson (7), Kodrin, Köster (3), Blohme (5), Schroven (1), Schluroff, Mappes (4/1), Pregler (1), Styrmisson (6), Kiesler, Stüber (1), Jansen (5), Zeman (1)
Zeitstrafen: ASV 6 Min, VfL 6 Minuten
Schiedsrichter: Marcus Hurst und Mirko Krag
Zuschauer: 2.367.
Bildzeile: Jan Pretzewofsky war sechsfacher ASV-Torschjütze gegen Gummersbach.