Fußball, Westfalenliga 2: Westfalia Herne – Holzwickeder SC 3:2 (0:0). Zum dritten Mal in dieser Spielzeit konnte der HSC einen zwei Tore-Vorsprung nicht halten. Gegen Kellerkind Westfalia Herne setzte es nach einer eigentlich komfortablen Führung nach 54 Minuten durch Treffer von Serhat Uzun (52.) und Andreas Spais per Elfmeter (54.) am Ende mit 2:3 die nächste Pleite in Serie. Zu allem Überfluss holte sich der bereits ausgewechselte Serhat Uzun nach Abpfiff und einer Rudelbildung „Rot“ ab. Es ging (wieder mal) vieles schief vor 109 Zuschauern im altehrwürdigen Stadion am Schloss Strünkede.
Trainer fällt aus – und immer längere Verletzungsliste bei den Spielern
Schon vor dem Anpfiff gab es Hiobsbotschaften für den HSC. Cheftrainer Benjamin Hartlieb musste sich mit einem Infekt abmelden. Die Knöchelverletzung von Top-Stürmer Andres Gerardo Gomez Dimas stellte sich als langwieriger heraus – er wird weiter aussetzen müssen. Wie ohnehin Dondre Robinson, Dean Müsse, Michael Christopher McGrath, Jan Nielinger oder Pjer Radojcic noch längere Zeit nicht auf einem Spielbericht erscheinen werden. Und doch „wollte“ der HSC: Bereits beim Warmmachen ging es motivierend-laut zu.
Anfangsphase klar an Herne – HSC wacht nach 24 Minuten auf
Entscheidend aber ist auf`m Platz: Und da setzte die Westfalia erst mal die Akzente. Ahmet Oussama Hatim verpasste den HSC-Kasten (10.). Aker-Ali Arslan zielte besser als sein Kollege, doch Torben Simon war mit Fußabwehr zur Stelle (16.). Das erste Fleißkärtchen erarbeitete sich Holzwickede in Minute 24, als Serhat Uzun per Flugkopfball nach Flanke von Maximilian Schettke das Tor nicht traf. Der HSC fand Gefallen am Spiel: Andreas Spais per Drehschuss – drüber (35.). Maurice Majewski scheiterte mit einem schönen Freistoß am guten Herner Keeper Daniel Kassen (37.). Hernes Enrique Kanapin zwang HSC-Türhüter Torben Simon noch mal zu einer schönen Parade (39.). Das war es in einer insgesamt ausgeglichenen ersten Halbzeit.
Toller Start für den HSC in die 2. Halbzeit – und dann kam der große Katzenjammer
Die zweite Halbzeit begann der HSC ganz stark und wurde gleich belohnt. Freistoß für den HSC an der Strafraumkante in der 52. Minute: Serhat Uzun donnerte das Leder direkt unter die Latte zur Führung für die Gäste. Es kam noch besser. Andreas Spais erhöhte per Foulelfmeter auf 2:0 in der 56. Minute. Das sah komfortabel aus.
Doch, wie so oft, ging es dann in die andere Richtung. Wohl noch im Jubelrausch ließen die in hoffnungsvollem Grün gewandeten Holzwickeder den Sportskameraden Aker-Ali Arslan auf der rechten Seite auf und davonsausen. Patrick Fischer konnte die Defensive und Räume nicht mehr „dicht machen“ – Arslan sagte „Danke“ und netzte zum frühen Anschluss ein (56.). Moritz Müller traf Max Moron, der im Strafraum zu Fall kam – Elfer für Herne, allerdings ein zweifelhafter Strafstoß, da zuvor ein Schubser von Moron an Müller vorgelegen hatte. Sei es drum, Schiedsrichter Yannick Ruppert (SC Husen-Kurl) zeigte auf den Punkt, nicht korrigiert vom zuständigen Linienrichter Christian Naskrent (Dortmund), der unversperrte Sicht hatte. Hernes Kapitän Orkun Koymali war es ziemlich egal und schoss den Ausgleich (69.).
Der eingewechselte Philipp Gödde hatte noch mal die dicke Chance zur erneuten Führung für den HSC. Sein Schuss wurde aber in letzter Sekunde auf und damit vor der Linie abgewehrt (78.). Es kam noch dicker für den HSC. Damjan Ilic ging viel zu ungestüm im eigenen 16er zu Werke. Erneuter Elfmeter für Herne – und der war berechtigt, wenn auch aus Holzwickeder Sicht komplett unnötig. Orkun Koymali verwandelte auch seinen zweiten Strafstoß und drehte das Spiel komplett auf 3:2 (81.). Was dann kam, war „hoch und lang“ in den Herner Strafraum, die zumeist postwendend zurückkamen. Ecken, die trotz Luftüberlegenheit der Holzwickeder halbhoch und viel zu scharf vor das Herner Tor kamen. So blieb es beim 2:3 aus Holzwickeder Sicht: komplett unnötig.
Diskussionsfreudige Spieler nach Abpfiff – und zwei „Rote“ nach Rudelbildung
Doch das Spiel war noch nicht zu Ende. Spieler beider Teams hatten sich noch so einiges nach Abpfiff zu sagen. Es kam zur Rudelbildung an der Eckfahne. Der längst ausgewechselte Holzwickeder Serhat Uzun wie auch Hernes Olcay Yilmaz wurden für ihren lautstarken Einsatz mit „Rot“ von Referee Yannicj Ruppert bedacht (90.+5). Es war ein unrühmliches Ende einer Partie, die vieles geboten hatte – bis auf Qualität und Klasse.
Bildzeile: Beide Trainer, links Hayrettin Celik (Herne) und rechts Hamza El Hamdi (HSC) bei der Pressekonferenz.
Trainerstimmen
Hamza El Hamdi (HSC): Die erste Halbzeit habe ich ausgeglichen gesehen. In der zweiten Halbzeit waren wir eigentlich klar besser, vor allem bis zum 2:0 für uns. Was danach passiert ist: Das kann ich mir direkt nach dem Spiel noch nicht erklären. Das müssen und werden wir schnellstens analysieren. Es war dann ein wildes Spiel. Es war klar, dass Herne hinter die Kette spielen und dann zweite Bälle nutzen wollte. Das ist deren Spiel. Der zweite Elfmeter gegen uns war komplett dumm. Die Niederlage tut sehr, sehr weh. Wir werden aber die guten Punkte für uns, die das Spiel ja auch hatte, aber für die nächsten Aufgaben mitnehmen. Zur Roten Karte nach Spielschluss: Das ist überflüssig und dumm. Nach Spielschluss muss man sich in die Augen sehen können und gut ist es. So ein Verhalten nach dem Abpfiff will keiner sehen.
Hayrettin Celik (Herne): Auch bei uns gibt es nach diesem Spiel viel Redebedarf, insbesondere was die Minuten nach der Halbzeit betrifft. Wir haben 2.53 Minuten zwischen den Toren des HSC gestoppt. Das geht gar nicht. Was dann aber nach dem 0:2 passiert ist, war Gänsehaut pur, ganz großes Kino. Auch wir haben große Personalprobleme gehabt und mussten drei A-Jugendliche einsetzen. Zu den Szenen nach dem Spiel. Da gebe ich meinem Kollegen Hamza Recht. Das hat auf dem Fußballfeld gar nichts zu suchen. So etwas gehört sich nicht. Und in diese Kritik schließe ich auch ausdrücklich meinen Spieler ein.
Herne: Daniel Kassen, Moritz Brüggemann, Aker-Ali Arslan (57. Emre Ucar), Max Maron (90.+4 Emre Sengün), Yasan Birli, Enrique Kanapin (90. Binbash Mirzoyan), Fabian Kulpmann, Ahmed Oussama Halim (77. Fürkan Saritas), Orkun Koymali, Olcay Yilmaz, Nils Ölcek
HSC: Torben Simon, Moritz Müller, Patrick Fischer, Andreas Spais, Muhammed Doganalp Cakir, Serhat Uzun (82. Finn Jona Heinings, Maurice Majewski (72. Eduardo Hiller), Tim Kortenbusch (63. Philipp Gödde), Michele Teofilo, Damjan Ilic, Maximilian Schettke (65. Kianosh Amiri).
Tore: 0:1 Uzun (52.), 0:2 Spais (54.) Strafstoß, 1:2 Arslan (56.), 2:2 Koymail (FE, 69.), 3 2 Koymali (81.) Strafstoß.
Besondere Vorkommnisse: 90.+5: „Rot“ nach Rudelbildung für Serhat Uzun (HSC) und Olcay Yilmaz (Herne)
Schiedsrichter: Yannick Ruppert (SC Husen-Kurl)
Zuschauer: 109.
Bildzeile: Holzwickedes Mauric Majewski (re.) im Zweikampf gegen einen Herner Gegenspieler.