Fußball, Oberliga: SpVgg Vreden – Holzwickeder SC 3:2 (1:0). Der Holzwickeder SC hat mit einem 2:3 bei der Spielvereinigung Vreden das Ticket zur Westfalenliga so gut wie gebucht. Nur ein Wunder kann den heimischen Fünftligisten noch vom Sturz in die sechste Liga retten. Aber das ist aufgrund des spielfreien Sonntags und der Tatsache, dass die Konkurrenten gegeneinander spielen, so gut wie ausgeschlossen.
Bestes Wetter, ein sehr gut bespielbarer Rasenplatz – alles war angerichtet für ein Spiel, bei dem es für die SpVgg Vreden als bereits gerettetes Team um wenig bis nichts mehr ging und der Gast aus Holzwickede unbedingt gewinnen musste.
Bereits beim Warmmachen zeigte der HSC durch lautes, aufmunterndes Zurufen, dass man den „Dreier“ unbedingt wollte – trotz einer rund 120 Kilometer langen Anreise, dem Überzeugen des Arbeitgebers, dass man am Abend in einem wichtigen Spiel unbedingt auf dem Platz stehen muss und dem ganzen Stress, der mit einem hammerharten Abstiegskampf ohnehin verbunden ist.
Für Damjan Ilic (genähte Kopfverletzung) reichte es nicht zu einem Einsatz. Dafür bissen Kevin Beinsen (Schulter) und Robin Schultze (Nase) und mit Maske vorbildlich auf die Zähne und standen in der Startformation. Der erste Sieger im Team stand bereits vor Anpfiff fest: Ersatzkeeper Torben Simon bestand mit exzellenten 12,1 Sekunden auf 100 Meter einen wichtigen Teil der Abi-Sportprüfung, vor dem er auch mächtigen Respekt gehabt hatte. Am Freitag folgte dann die Prüfung im Badminton – kein Problem für den Keeper, der die Nachfolge von Beinsen nach dessen Rücktritt in der Sommerpause antreten wird.
Frühes „Rot“ für Nils Hoppe – Riesenärger um Schiedsrichterin-Entscheidung
Die Szene und den Aufreger des Spiels gab es gleich in der 17. Minute. Nicolas Ostenkötter schnappte sich den Ball, orientierte sich Richtung Strafraum des Holzwickeder SC und fiel. Schiedsrichterin Lea Bramkamp wartete zunächst ab, hörte dann auf Linienrichter Jens Jeromin auf der rechten Seite, der über Headphone ein Foul gemeldet hatte. Zweifelsohne war der Kontakt da – doch Gelb hätte völlig gereicht. Zur Überraschung aller zückte Lea Bramkamp den roten Karton für HSC-Kapitän Nils Hoppe. Eine zumindest sehr zweifelhafte Entscheidung mit direkter Auswirkung auf den Abstiegskampf in der Oberliga.
Bildzeile: Mehr als 70 Minuten musste der HSC in Vreden nach der zweifelhaften Roten Karte von Hoppe in Unterzahl spielen. 0:3 lag man bereits zurück. Zwei Gegentreffer von Gomez Dimas reichten am Ende nicht ganz.
„Rot“ krempelte das Spiel komplett um
Was folgte, waren konfuse 20 Minuten aller auf dem Platz Beteiligten. Der HSC stellte auf Dreierkette um. Vreden wusste nicht so recht, was mit dem Raumgewinn zu tun war. Das Schiedsrichtergespann musste sich ebenfalls erst fangen, war wenig souverän und wurde hüben wie drüben reichlich kritisiert.
Fußball? Ja, wurde auch noch gespielt. Die erste richtige Chance für Vreden war gleich „drin“. Maximilian Hinkelmann schoss aufs Tor. HSC-Torhüter Kevin Beinsen hielt. Den Abpraller aber nahm Nicolas Ostenkötter, sagte artig „danke“ und schoss zur Führung ein (36.). Vredens Kapitän Niklas Niehuis scheiterte mit einem Kopfball, der knapp über die Latte strich (41.). Das war es in einer Halbzeit, in der genau das passierte, was im Fußball eben nicht passieren darf: Das Unparteiischen-Gespann wirkte maßgeblich auf ein Spiel ein, um den es um so viel ging und was durch die Schiedsrichter-Entscheidungen unansehnlich und aufgeregt wurde.
Den endgültigen K.o gab es für den HSC dann direkt nach Wiederanpfiff. Maximilian Hinkelmann beendete mit seinem Treffer das HSC-Kapitel Oberliga recht humorlos (49.). Tomislav Ivancic konnte Vredens Keeper Tom Breuers nicht bezwingen, der glänzend parierte (53.).
Elfer für HSC? Nein, nicht an diesem Abend
Irgendwie klar für die völlig frustrierten Holzwickeder, dass die Unparteiische Lea Bramkamp nach einem klaren Foul an dem eingewechselten Pjer Radojcic auf Weiterspielen entschied (58.). Nicolas Ostenkötter fand im gut reagierenden Kevin Beinsen seinen Meister (65.). Das „Duo Infernale“ an diesem Abend, Maximilian Hinkelmann und Nicolas Ostenkötter schlug dann noch mal zu. Hinkelmann sah den komplett vor dem Tor „blank“ stehenden Ostenkötter, der hatte keine Mühe zum 3:0 einzuschieben (79). In der 81. Minute verkürzte dann Andres Gerardo Gomez Dimas auf 1:3 aus HSC-Sicht per Kopf – viel zu spät, aber nicht unverdient. Gomez Dimas zeigte dann noch einmal, welchen Diamant der HSC in seinen Reihen hat und schoss zum 2:3 aus HSC-Sicht ein (82.). Es war noch viel Zeit – aber der HSC schaffte es einfach nicht mehr oder wurde durch Zeitspiele und Schiedsrichterinnenpfiffe ausgebremst. Mit dem Ausgleich sollte es daher nicht mehr klappen.
Fazit: Der HSC war auch in den zweiten 45 Minuten bemüht, wurde immer wieder vom Trainerteam an der Linie angefeuert. Doch es war früh klar, dass an diesem Donnerstagabend an der niederländischen Grenze nach vier Jahren der Oberliga-Abstieg nahezu perfekt wurde. Schade nur, dass dieser endgültige K.o durch umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen zustande kam – denn keine Frage, der HSC hatte durch eine katastrophale Hinrunde und einer Heimbilanz zum Schämen ohnehin kaum je eine realistische Chance gehabt, das Thema Klassenerhalt noch zu einem positiven Ende zu bringen.
Und so wurde es mit fortschreitender Spielzeit immer dunkler im Hamaland-Stadion in Vreden – und düster um den HSC. Positiv: Das Team bemühte sich, das Trainerteam war engagiert – doch am Ende fehlte es in der gesamten Spielzeit auch an Qualität auf dem Platz.
Abstieg auf dem Sofa droht
Noch ist der HSC rechnerisch nicht abgestiegen, hat weiterhin „nur“ drei Punkte Rückstand. Doch am kommenden Sonntag ist der HSC spielfrei. Sollte es einen Sieger im Spiel zwischen Clarholz und Hamm geben, war es das mit dem Thema Oberliga. Dass Finnentrop zweimal in Folge nun verliert – kaum denkbar. Was im Mai 2018 so enthusiastisch mit dem Aufstieg durch ein 1:0 in Olpe begann, endete an jenem 19. Mai 2022 im beschaulichen Vreden. Und jeder, der einmal Fußball gespielt hat, der weiß, wie schwer ein Wiederaufstieg ist
Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Es tut mir so leid, um die Mannschaft, um den Verein. Zur Schiedsrichterinnen-Leistung möchte ich mich erst gar nicht auslassen. Es ging um so viel, und dann solche Entscheidungen. Nein, das hat niemand verdient.
Engin Yavuzaslan (Vreden): Das war mit Abstand das schlechteste Spiel in meiner Zeit hier in Vreden. Hätte der HSC immer so gespielt, wäre er nie und nimmer in dieser Lage gewesen, in der der Verein nun ist. Holzwickede hätte es verdient, hier zu punkten. Hat der Gast aber nicht – und die Punkte nehmen wir gerne mit.
Vreden: Tom Breuers, Kilian Heisterkamp, Leon Kondring, Nicolas Ostenkötter, Maximilian Hinkelmann, Carlo Korthals (90. Carlo Korthaös), Niklas Niehuis, Marvin Hakvoort, Felix Mensing, Bernd Verwohlt (51. Stephan Hartmann), Nils Cordes (51. Dennis Wüpping).
HSC: Kevin Beinsen, Moritz Müller, Patrick Fischer, Andreas Spais (46. Leon Gensicke), Andres Gerardo Gomez Dimas, Matthieu Bengsch (46. Pjer Radojcic), Nils Hoppe, Robin Schultze (72. Til Busemann), Seongsun You (76. Connor McLeod), Maurice Majewski, Tomislav Ivancic.
Tore: 1:0 Ostenkötter (36.), 2:0 Hinkelmann (48.), 3:0 Ostenkötter (79.), 3:1 Gomez Dimas (81.), 3:2 Gomez Dimas (82.).
Besondere Vorkommnisse: „Rot“ gegen Nils Hoppe (17., Notbremse).
Zuschauer: 322
Schiedsrichterin: Lea Bramkamp (Hattingen).
Bildzeile: Holzwickedes Seongsun You (re.) im Kopfball-Duell. Nach dem 2:3 in Vreden kann den HSC nur noch ein Wunder vom Sturz in die sechste Liga retten.