Fußball-Oberliga Westfalen: Holzwickeder SC – ASC Dortmund 09 1:5 (1:3). Das Beste aus Sicht des Holzwickeder Sport Clubs an diesem warmen, frühlingshaften Sonntagnachmittag war die neue Anzeigetafel, die dann auch mal so richtig „eingeweiht“ wurde. Fünf Treffer standen am Ende unter der Rubrik „Gast“ und eine einsame „1“ unter Heim. Macht 1:5 beim Derby zwischen dem HSC und dem ASC. Scherzhaft schlugen manche der 340 Besucher nach der heftigen Heimklatsche vor, zumindest beim nächsten Heimspiel am 27. März gegen den personell hochgerüsteten Spitzenreiter Kaan-Marienborn auch eine zweistellige Anzeigemöglichkeit für den Gastverein zu schaffen.
Das war natürlich bitterer Sarkasmus. Doch was der HSC gegen Aplerbeck anbot, hatte mit Fünftliga-Reife herzlich wenig zu tun. Es war die bereits achte Heimniederlage für den HSC bei gerade einem 1:1 gegen Schlusslicht Herne. Ein Pünktchen bei 6:35 Tore, das ist viel zu wenig.
Akribische Vorbereitung seitens des Trainerteams mit gutem Matchplan – aber es hört wohl niemand hin
Es muss einem akribisch arbeitenden Trainer Marc Woller im Herzen weh tun, wenn er sehen muss, wie sein erarbeiteter und durch (Video-)Analysen gestützter Matchplan missachtet wird. Und zwar mal gleich von Beginn an. Nahezu die ganze Liga weiß, dass Nils da Costa Pereira über die Außen kommt, Kurs Richtung Strafraum nimmt und Maßflanken auf Torjäger Maximilian Podehl schlägt. Den Holzwickeder Spielern war das scheinbar eher weniger bekannt, gaben sie doch da Costa Pereira in der 3. Minute artig Geleitschutz. Maximilian „Maxi“ Podehl konnte ziemlich frei zum frühen 1:0 einköpfen. Da Costa Pereira zog dann in der 10. Minute erneut auf und davon, doch Damjan Illic stoppte ihn in letzter Sekunde regelkonform. In der 13. Minute scheiterte Said Dahoud, jüngerer Bruder des BVB-Profis, Mahmoud Dahoud, an HSC-Keeper Torben Simon.
Bildzeile: Begrüßung der beiden Kapitäne vor dem Anpfiff – links Jan Stuhldreier (ASC) und rechts Moritz Müller (HSC).
Komplett-Aussetzer von Lucas Arenz
Das fällige 0:2 dann in der 18. Minute – und was für ein dicker Patzer von Lucas Arenz. Abstoß Torben Simon ins Mittelfeld zu Lucas Arenz. Der Ex-Regionalligaspieler des SV Lippstadt wird angelaufen und verliert den Ball geradezu fahrlässig. Said Dahoud geht auf und davon und überwindet Torben Simon mit einem platzierten Schuss, 0 : 2.
Der HSC war zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Platz. Zumindest nicht mit Herz, Einsatz oder ja durchaus vorhandenes Talent. Connor McLeod wurde zu Recht nach 21 Minuten vom Feld genommen – er war so gar nicht zu sehen und ein Fremdkörper im Spiel. Ersetzt wurde er durch Leon Gensicke. Ganz anders die Dortmunder, die in ihren „Barcelona-Trikots“ jederzeit Herr im Montanhydraulik-Stadion waren und alles im Griff hatten.
HSC: Gute Idee, mal in den Strafraum zu kommen – und sofort gab es Elfer und wieder etwas Hoffnung
Einen Geistesblitz hatte dann Seongsun You. Der drang über die eigene linke Seite in den Strafraum ein und wurde regelwidrig von den Beinen geholt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Andreas Spais sicher ins rechte untere Eck (33.). Für Seongsun You, der sich zuvor in einer Szene nach einem Foulspiel „Gelb“ abgeholt hatte, sollte es die letzte Aktion gewesen sein. Trotz des herausgeholten Elfmeters enttäuschte der Winter-Neuzugang von BG Überruhr aus der Landesliga, stand kurz vor Gelb-Rot und zeigte eine nicht ausreichende Leistung.
Fortan hatte der HSC Spaß zumindest am Mitmachen gefunden. Es war die beste Phase mit viel eigenem Ballbesitz, aber ohne dicke Torchance. 15 Minuten sah das recht nett aus, vielleicht rutschte ja mal ein Ball durch, hoffte man.
Göke-Eigentor als echte Slapstick-Einlage
Es kam dann aber genau das, was man als Spiegelbild der Saison des HSC sehen kann. Es war die zweite Minute der Nachspielzeit und alle 22 Spieler hatte sich mit einem 1:2 aus Sicht des HSC und damit einer theoretischen Chance für den Gastgeber für die zweiten 45 Minuten abgefunden. Der ASC schlug eine Flanke planlos in Richtung HSC-Strafraum. Was dann in HSC-Winterneuzugang vom Lüner SV, Matthias Göke, in schöner Verbundenheit mit seinem Keeper Torben Simon fabrizierte, war Slapstick pur. Simon rannte aus dem Tor und Göke köpfte wunderschön mittig über seinen Torhüter in den eigenen Kasten. Ein herrlicher Lupfer mit dem Kopf – nur leider ins eigene Tor. Doch wer den Schaden hat…HSC-Stürmer Philipp Gödde machte auf dem Weg in die Kabine seinen Unmut lautstark deutlich. 1:3, das war vermeintlich die Entscheidung, denn einen so hohen Rückstand hatte Holzwickede in dieser Spielzeit noch nie aufgeholt.
Schüsse von Moritz Müller und Leon Gensicke in Halbzeit zwei viel zu wenig
Die Gäste konnten sich erlauben, zur Pause Top-Torjäger Maximilian Podehl in der Kabine zu lassen. Für ihn war der Arbeitstag, gekrönt durch das Führungstor, früh beendet. Zwei nennenswerte Szenen hatte der HSC in den letzten 45 Minuten. In der 64. Minute zog Moritz Müller, ähnlich wie beim 0:2 unter der Woche in Rhynern aus der Distanz ab. Doch der Schuss des an diesem Tage besten HSCer wurde noch leicht abgefälscht und ging über den Kasten. In der 80. Minute musste dann Aplerbecks Torhüter Oliver Roll das einzige Mal, neben dem Elfmeter, zur Tat schreiten und seinen Job ausführen – was er gut machte und einen Schuss von Leon Gensicke gut entschärfte.
Doch da stand es längst 1:4, da Marcel Münzel (70.) getroffen hatte. Lars Waschewski (82.) machte die 1:5- Ohrfeige für den HSC perfekt.
Dicke Klatsche – personelle Lage verschärft sich – Ausfälle von Spais und Delija
Als wenn der 1:5-Nackenschlag nicht allein schon schlimm genug gewesen wäre, gibt es weitere personelle Hiobsbotschaften für den Holzwickeder SC. Robin Schultze konnte gegen den ASC nicht auflaufen. Andreas Spais erzielte zwar das zwischenzeitliche 1:2 per Elfmeter, zog sich aber eine Muskelverletzung zu und wurde in der 60. Minute durch Tomislav Ivancic ersetzt. Hier droht eine längere Pause für den Winter-Neuzugang vom RSV Meinerzhagen. Nils Hoppe konnte ebenfalls nicht spielen, da er an einer Oberschenkelverletzung leidet. Torhüter Kevin Beinsen hat seine Schulterverletzung auch noch nicht final überstanden. Marcel Duwe wird ohnehin nicht mehr in dieser Spielzeit auflaufen (Knorpelschaden). Ganz heftig erwischte es Enis Delija. Ein Zehbruch zwingt ihn zu einer mehrwöchigen Pause.
Trainerstimmen
Marc Woller (HSC): Die ersten 20 Minuten waren wir überhaupt nicht im Spiel. Einfache Bälle kamen nicht an. Die Gegentore haben wir uns selber hineingelegt. Das 1:0: Wir haben besprochen, dass Da Costa Pereira über die Seite kommt, in den Strafraum drängt und auf Podehl flankt. Das wussten wir, haben es aber nicht verhindert. Oder gar das 0:2, als Lucas Arenz im Mittelfeld gepresst wird, den Ball verliert und dann Dahoud das 2:0 für Aplerbeck erzielt. Das Eigentor zum 1:3 war Slapstick pur. Zur zweiten Halbzeit haben wir uns eingeschworen, wollten schnell das 2:3 erzielen. Aber auf dem Platz sah das aber leider anders aus. Die Körpersprache fehlte, es gab viele Fehler in der Defensive. Wir müssen weiterarbeiten und schnell Punkte holen.
Antonias Kotziampassis (Aplerbeck): Ich bin mega-stolz auf meine Mannschaft. Von der ersten Minute an haben wir gezeigt, dass wir hier in Holzwickede gewinnen wollten. Die Jungs haben alles herausgehauen, es war ein Top-Spiel von uns in allen Bereichen. Unser Torwart hatte eigentlich einen sehr ruhigen Nachmittag. Bis auf den Elfmeter und eine Chance musste er nicht eingreifen. Nochmal: Trotz des schwierigen Pokalspiels unter der Woche gegen den starken Westfalenligisten Lüner SV und dem 1:0-Erfolg haben Einstellung und Willen komplett gestimmt.
HSC: Torben Simon, Moritz Müller, Philipp Gödde, Pjer Radojcic, Seongsun You (34. Mathieu Bengsch), Matthias Göke, Maurice Majewski, Connor McLeod (21. Leon Gensicke), Andreas Spais (60. Tomislav Ivancic), Damjan Illic, Lucas Arenz.
ASC: Oliver Roll, Michael-Marvin West, Jan-Patrick Friedrich, Jannik Urban (76. Tim Kallenbach), Maximilian Podehl (46. Julian Horstmann), Jan Stuhldreier, Nils da Costa Pereira, Marcel Münzel, Maurice Danielle Werlein (84. Mike Schäfer), Florian Rausch, Said Dahoud (69. Lars Waschewski).
Tore: 0:1 Podehl (3.), 0:2 Dahoud (18.), 1:2 Spais (33., FE) 1:3 Göke (45.+2, ET), 1:4 Münzel (70.), 1:5 (82.) Waschewski.
Zuschauer: 340.
Schiedsrichter: Tim Zahnhausen (SpVgg Herne-Horsthausen): Zückte sechs Mal die „Gelbe“ – war aber sehr souverän und lag richtig bei allen Entscheidungen.
Bildzeile: Holzwickedes Maurice Majewski (li.) versucht in dieser Szene an den Ball zu kommen.