Handball: Erwartet viel Sand war im spielerischen Getriebe des ASV Hamm-Westfalen, dennoch brachten die zuletzt corona-gebeutelten Westfalen Erstligaabsteiger Eulen Ludwigshafen im Nachholspiel am Mittwochabend an den Rand einer Niederlage. Am Ende sicherte Stefan Salger mit dem Schlusspiff den Gastgebern einen sehr glücklichen 26:25-Heimsieg (14:14) vor 1.000 Zuschauern in der Friedrich-Ebert-Halle. In der Tabelle sind beide Mannschaften nun gleichauf mit 23:13 Punkten auf dem fünften und sechsten Rang.
Elf technische Fehler der Westfalen waren in Summe zu viel, um mehr als einen Punkt mit nach Hause zu nehmen – dass auch dieser nach einem komplett ausgeglichenen Spiel mit vielen Führungswechseln nicht im Gepäck war, war eine äußerst bittere Angelegenheit. Denn während der gesamten Partie hatten die Westfalen herausragend gekämpft, waren trotz der extrem gestörten Vorbereitungswochen, in denen ein großer Teil des Kaders nicht zur Verfügung stand und auch beide Testspiele ausfielen, schnell im Spiel.
So bot sich Tim Wieling in der siebten Minute sogar die erste Chance auf eine Zwei-Tore-Führung, doch es blieb bis zum 5:5 nach zehn Minuten ausgeglichen. Dann lief es besser: Innerhalb von 23 Sekunden erhöhten Jan von Boenigk, der immer wieder sehenswert durch die Mitte der Eulen-Abwehr durchbrach, und kurz darauf Tim Wieling per Tempogegenstoß zum 5:7 für den ASV. Doch der Lauf wurde jäh gebremst, Neuzugang Benjamin Meschke, der von Beginn zum Einsatz kam und mit Jan Brosch gemeinsam im Innenblock agierte, kassierte eine Zeitstrafe. Die Hausherren nutzten das zum Anschlusstreffer, in Gleichzahl dann zum 7:7 und 8:7. Insbesondere den insgesamt achtfachen Torschützen Hendrik Wagner bekamen die Westfalen in dieser Phase nicht in den Griff.
ASV-Trainer Michael Lerscht reagierte, wechselte vor allem in der Deckung das Personal: Markus Fuchs übernahm für Brosch, Matej Mikita für Dani Baijens. Die körperlich stärkere Formation stand nun wieder besser gegen Ludwigshafen, Mikita und Gerrit Genz warfen den ASV bis zur 23. Minute wieder mit 9:10 in Führung. Eulen-Coach Ceven Klatt reagierte mit einer Auszeit, verlor aber anschließend durch einen Technischen Fehler den Ball. Genz, mit sieben Toren bester Torschütze bei den Gästen, nutzte den Ballgewinn zur erneuten Zwei-Tore-Führung noch in der 23. Minute (9:11). Der Vorsprung blieb nun bis zum 11:13 in der 26. Minute bestehen.
Die Gäste gaben in dieser Phase den Ton – brachten sich aber selbst um den Lohn und eine Halbzeitführung. Zunächst verlor Baijens einen Zweikampf im Angriff und kassierte dann in der Abwehr auch noch eine Zwei-Minuten-Strafe. Der Erstligaabsteiger nutzte die folgende Überzahl zum Ausgleich in der 28. Minute. Jan Brosch erhöhte zwar noch einmal auf 13:14, in den verbleibenden zweieinhalb Minuten traf aber nur noch Wagner für die Eulen. Einen sehenswerten Kempa konnte Wieling in der Schlussminute nicht regelgerecht im Tor unterbringen. Unter dem Strich ging es so – allerdings durchaus leistungsgerecht – mit 14:14 in die Pause.
„Unentschieden wäre verdient gewesen“
„Wir haben uns einen Riesenkampf geliefert. Ehrlicherweise wäre ein Unentschieden verdient gewesen“, fasst Eulen-Kreisläufer Maximilian Haider direkt nach dem Spiel das zusammen, was nun folgen sollte – und traf damit den Nagel auf den Kopf. Die Zuschauer erlebten eine völlig ausgeglichene zweite Halbzeit – zwar mit wechselnden Führungen, aber keiner Mannschaft gelang es nun, sich auf zwei Tore abzusetzen. Gelegenheit dazu gab es, vor allem den Gästen boten sich hier in der spielentscheidenden Schlussphase Möglichkeiten.
Zehn Minuten vor dem Ende etwa gelang Rückraum Marian Orlowski, der in der 39. Minute in das Spiel gekommen war, ein Kreisanspiel bei 20:21-Führung nicht. Wenig später hatte Fabian Huesmann per Siebenmeter nach Foul an Meschke den ASV wieder mit 22:23 in Führung geworfen. Stefan Salger von den Eulen musste zudem für zwei Minuten aus dem Spiel. In der Folge wehrte Felix Storbeck mit der Parade des Abends den Ball ab – zudem kassierte auch Gunnar Dietrich eine Zeitstrafe. Die Westfalen waren für 21 Sekunden in doppelter Überzahl.
Doch statt diese Phase aus Sicht des ASV für eine vorentscheidende Zwei-Tore-Führung zu nutzen, gelang Enes Keskic ein Tor für Ludwigshafen. Die Westfalen dagegen blieben nach dem Siebenmetertor von Huesmann für gut fünfeinhalb Minuten ohne Treffer. Erst dann war es der Kapitän, der mit seinem vierten erfolgreichen Siebenmeter bei bis dahin vier Versuchen auf 24:24 ausglich. Der ASV war immer noch in Reichweite eines Sieges.
Aber Marc-Robin Eisel brachte Ludwigshafen gut 100 Sekunden vor dem Ende in Führung. Nun lief den Gästen ein wenig die Zeit weg. Entsprechend nahm Michael Lerscht eine Auszeit – und setzte alles auf eine Karte. Storbeck räumte sein Tor – mit einem zusätzlichen Feldspieler und Meschke und Brosch am Kreis sollten Räume geschaffen werden. Und dies gelang Dani Baijens, der mit seinem Durchbruch zumindest ein Foul provozierte und so einen Siebenmeter herausholte. Kapitän Huesmann nahm die Aufgabe an – und blieb auch beim fünften Versuch erfolgreich.
Nun war es in den verbleibenden 30 Sekunden an den Gastgebern, noch einmal zum Torwurf zu kommen. Nach Auszeit Clatt kämpften die Gäste aufopferungsvoll, warfen sich in alles, was in Richtung Tor flog. Doch irgendwie gelang es Salger doch noch, mit der Schlusssirene den Ball zum bekannten Ausgang unterzubringen.
Viel Zeit bleibt dem ASV nicht, sich über die Niederlage zu ärgern. Bereits am Samstag um 19:30 Uhr steht das nächste Auswärtsspiel an, dann geht es zum Tabellenvorletzten TSV Bayer Dormagen, der nach dem zur Vorbereitung im Januar erfolgten Trainerwechsel unter der Regie des bisherigen Co-Trainers Peer Pütt wichtige Punkte für den Klassenverbleib sammeln will. Im Sommer übernimmt beim TSV dann der ehemalige Nationalspieler Matthias Flohr die Cheftrainerrolle in Dormagen.
Eulen Ludwigshafen – ASV Hamm-Westfalen 26:25 (14:14).
Eulen: Asanin (7 Paraden), Urbic (3), Hoblaj (n. e.) – Salger (3), Dietrich (2), Eisel (3), Keskic (2), Meyer-Siebert, Haider (1), Remmlinger, Falk (6), Wagner (8/1), Meddeb (1), Neuhaus, Klimek.
ASV: Storbeck (13), Bozic (n. e.) – Genz (7), Huesmann (6/5), Brosch (1), Fuchs, Reimann, Engelhardt, Südmeier (2), Pretzewofsky (1), Orlowski, Meschke, Baijens (3), Mikita (1), von Boenigk (3), Wieling (1).
Schiedsrichter: Tobias Schmack, Philipp Dinges
Zuschauer: 1.000.
Bildzeile: Frust bei ASV-Torhüter Felix Storbeck. Mit dem Schlusspfiff musste er den glücklichen Siegtreffer von Ludwigshafen passieren lassen / Foto ASV.