Ein Sieg fehlt Lukas Sklorz mit der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft zur Teilnahme am olympischen Turnier in Peking




Eishockey: Der Traum von Olympia 2022 war groß. Der Kamener Lukas Sklorz wollte mit der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft im März (4. bis 13. März)  am olympischen Turnier in Peking teilnehmen. Ein Sieg fehlte am Ende beim Qualifikationsturnier in Berlin – gegen die Slowakei gab es im letzten Spiel eine 2:4-Niederlage. „Enttäuschend“, so die Reaktion des Kamener Nationalspielers, „wir hatten uns nach einer guten Vorbereitung mehr erhofft.“

Die Ausgangslage in Berlin war eigentlich machbar: Der Gewinner des letzten Spiels beim Qualifikationsturnier – Italien, Norwegen, Schweden, Japan, die Slowakei und Deutschland spielten mit – zwischen der deutschen Mannschaft und der Slowakei würde das zweite Olympia-Ticket neben Italien lösen, da beide Teams zuvor drei Siege und eine Niederlage vorzuweisen hatten. „Zu viele Zeitstrafen kosteten uns ein besseres Ergebnis“, blickte der 26-jährige Kamener zurück, „das 2:4 elf Minuten vor Schluss fiel zu spät.“  Aus der Traum von Olympia für Deutschland – und auch für Lukas Sklorz. Das war der dritte vergebliche Versuch Deutschlands zu den Paralympics zu kommen, knapper ging es nicht.

Aufstieg in die A-Gruppe

Knapp zwei Monaten zuvor war das deutsche Team bei der B-Weltmeisterschaft in Östersund (Schweden) dank Platz zwei hinter den überlegenen Chinesen in die A-Gruppe aufgestiegen und hatte sich die Teilnahme am Paralympics-Qualifikationsturnier für Peking erkämpft. Sklorz hatte im Vorfeld zeitlich viel dafür investiert, fuhr an zwölf Wochenenden vor dem olympischen Qualifikationsturnier durch ganz Deutschland, um an Lehrgängen oder Spielen der Nationalmannschaft teilzunehmen. Der Lohn indes blieb aus.

Doch Nationaltrainer Andreas Pokorny – einst selbst dreifacher deutscher Meister mit den Kölner Haien – und sein Co Michael Gursinsky blicken nach vorne, sehen sich auf einem guten Weg mit der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft und wollen unbedingt neue Spieler hinzugewinnen. Dass das allerdings keine einfache Aufgabe ist, unterstreicht auch die Tatsache, dass Lucas Sklorz mit seinen 26 Jahren noch immer zu den jüngsten Nationalspielern gehört. Pokorny will weiter auf den Kamener bauen. Seine Wertschätzung: Lukas sei ein wendiger Verteidiger mit guter Übersicht und auch körperlich habe er einen Schritt nach vorne gemacht.

Bildzeile: Lukas Sklorz ist Spieler der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft.

Der Kamener will auch weiter für Deutschland spielen und in der Deutschen Para-Eishockey-Liga (DPEL) im Verein für die Wiehl Penguins, die einst eine Spielgemeinschaft mit den Kamen Barbarians bildeten und in der Saison 2005/2006 Deutscher Meister wurden. Nach diesem Erfolg wurde die Spielgemeinschaft aufgelöst.

Seit seinem zehnten Lebensjahr auf dem Eis

Lukas Sklorz fand bereits 2006 mit zehn Jahren den Weg auf das Eis. Der Kamener hatte von Geburt an beidseitig Probleme an den Sprunggelenken. Was ihn zunächst nicht am Sport hinderte, verschlimmerte sich mit zunehmendem Alter. „Die Schmerzen wurden größer und die Leistung immer schlechter. Inzwischen sind die Sprunggelenke komplett verschlissen, an Laufsportarten ist nicht mehr zu denken“, erklärt Sklorz. Also probierte er Sledge-Eishockey aus. Anfangs war es sehr ungewohnt und eine große Umstellung für mich.“ Nicht nur auf dem Eis, sondern auch die Tatsache, dass er als Kind schon bei den Erwachsenen mitspielte.

Doch die Vorteile beim Para-Eishockey – bis 2016 hieß der Sport auch Sledge-Hockey (Schlitten-Hockey) – überwogen bei ihm. „Ich habe dadurch viel Durchsetzungsvermögen hinzugewonnen – nicht nur auf dem Eis. Der Sport hilft auch dabei, die Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“ Es sei für ihn ein schöner Antrieb, das Leben der Menschen konkret besser machen zu können, beruflich wie politisch. Nach Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaft in Münster hat er jetzt einen Job im Trainee-Management beim Knappschaft-Klinikum in Bottrop angetreten, jongliert dort im Einkauf mit Zahlen. Politisch engagiert sich Lucas Sklorz bei den Jusos in seiner Heimatstadt Kamen. Dennoch muss neben Job und Politik sowie privaten Dingen noch weiter Zeit für den Sport bleiben – und eben für Para-Eishockey.

Was ist Para-Eishockey

Der auffälligste Unterschied zischen Para- und Eishockey ist der Schlitten unter den Spielern. Zwei Schweden entwickelten in den 1970er Jahren einen U-förmigen Rahmen aus Metall und packten zwei Kufen darunter, da sie aufgrund von körperlichen Einschränkungen ihre Schlittschuhe an den Nagel hängen mussten. In Skandinavien breitete sich diese Art von Eishockey unter dem Namen „Sledge-Hockey“ rasant aus und eroberte auch Kanada, die USA oder Japan. 1994 gehörte Para-Eishockey im norwegischen Lillehammer zum ersten Mal zum paralympischen Programm, zwei Jahre später folgte die erste Weltmeisterschaft. Para-Eishockey ist seit 1994 paralympisch. Die Regeln sind denen des Eishockeys überwiegend identisch. Die Spielzeit beträgt 3×15 Minuten. Jeder Spieler hat zwei Schläger, über die er sich auch fortbewegt. Am unteren Ende sind „Spikes“, die im Eis greifen. International müssen alle Spieler eine Beeinträchtigung der unteren Extremitäten nachweisen (zum Beispiel Amputation, Gelenkstarre, Beinlängenunterschied von mindestens 7cm, Muskelschwäche).

Bildzeile: Lucas Sklorz verpasste mit der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft die Teilnahme an den paralympischen Winterspielen 2022 in Peking.