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Fußball, Westfalenliga 2: SC Westfalia Herne – Holzwickeder SC 0:6 (0:3). Die grundsolide, gute Leistung des HSC sollte nicht durch die Vermutung, das Herner Team hätte an diesem Sonntagnachmittag gegen den eigenen Trainer Christian Knappmann gespielt, geschmälert werden. Der Holzwickeder SC zeigte eine überzeugende Leistung und war gegenüber dem 0:2 gegen Sprockhövel vor einer Woche nicht wiederzuerkennen. Das war ohne Frage eines der besten Saisonspiele des HSC.
13 Minuten nach Spielschluss Christian Knappmanns Trainergeschichte in Herne beendet
Um 17.20 Uhr pfiff der gut-leitende Unparteiische Patrick Prinssen von Dortmunder Verein SV Westrich 55 das Match ab – um 17.33 Uhr stand die Westfalia aus Herne nicht nur mit einer 0:6-Pleite da, sondern auch ohne Trainer. „Meine Reise endet hier. Alles andere erkläre ich zu einem späteren Zeitpunkt“, waren die beiden einzigen Sätze, die Coach Christian Knappmann in der Vereins-Gaststätte „Tilkowski“ ins Mikro sagte. Sprach’s – und trat von der Bildfläche ab. Am späteren Sonntagabend wurde er dann deutlicher: Es habe wohl zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr funktioniert. Nach dem 0:3 gegen Horsthausen und dem 0:6 gegen Holzwickede war der Start in die Rückrunde gründlichst daneben gegangen. Nun sind es bis zum ersten Abstiegsplatz nur noch drei Zähler. Eine große Aufgabe für einen etwaigen „Neuen“, auch angesichts vor der Saison geäußerter großer Ideen und Vorhaben.
Nach Kantersieg und Platz sechs kann beim Holzwickeder SC wieder ein klein wenig nach oben gelinst werden
Ganz anders die Stimmung beim HSC. Rang sechs und nach Niederlagen der Top-Teams wie Sprockhövel und Brünninghausen wieder mit „zartem“ Anschluss nach oben bei acht Punkten Rückstand auf Platz eins und sechs auf Platz zwei, einem halben Dutzend schön herausgespielter Tore im EDEKA-Sportpark und guter Atmosphäre in der Mannschaft machte es den Jungs auf dem Kunstrasen richtig Spaß. Dabei sorgte Herne mit einem Pfostenknaller von Jeron Al-Hazaimeh für das erste Ausrufezeichen. „Da hätte es auch in eine andere Richtung laufen können“, sagte HSC-Chefcoach „Kutte“ Öztürk nach dem Spiel.
Bildzeile: HSC-Cheftrainer Kurtulus „Kutte“ Öztürk im Kreise seines Teams. „Kutte“war mit der Leistung seines Teams zufrieden. Spielanlage, Toreffizienzund auch die Tatsache, dass in der Defensive kein Gegentrefferzugelassen wurde, hatten ihm während der 90 Minuten so einige Freude bereitet.
Maurice Modrzik: So wichtig für den HSC
Doch dann zeigte sich, wie wertvoll der längere Zeit verletzte Stürmer Maurice Modrzik für diesen HSC ist. Pass Maurice Majewski in die Mitte, dort stand sein Namensvetter und drückte das Leder über die Linie (21.). 31. Minute: Pass Maximilian Wolff in den Strafraum, dort stand am langen Pfosten Modrzik, 2:0. Da war der auf seinem Holzstuhl immer lauter werdende und gestikulierende Christian Knappmann richtig bedient. Tokiya Monno und Tal Mor Bitton wurden durch Inami Tsuzuki und Maurice Bank ersetzt – es hätten auch mehr Spieler sein können. Westfalia-Keeper Daniel Dudek, ansonsten im Ligaalltag einer der besseren seiner Zunft, wollte nicht zurückstehen, und ließ einem komplett haltbaren Schuss von Maurice Majewski durch die Hände ins Tor gleiten – 3:0 (39.).
Seydi Keskin führt sich mit Doppelpack prächtig ein
Die letzte Halbzeitansprache von Christian Knappmann in der Kabine sorgte noch mal für einen fünfminütigen Schwung. Der eingewechselte Maurice Bank scheiterte an dem toll-reagierenden Felix Hacker im HSC-Kasten. Das war’s dann mit dem Aufbäumen der Herner. Stattdessen der HSC: Nachdem Modrzik in der 55. und 60. Minute an Daniel Dudek gescheitert war, bediente er Philipp Gödde, der das 4:0 erzielte (61.). Seydi Keskin kam für Maurice Majewski ins Spiel und führte sich prächtig ein. Freistoß Dean Müsse auf Philipp Gödde, der leitet mit dem Kopf weiter auf Keskin und der nun nicht gerade hochgewachsene Seydi Keskin köpft völlig freistehend zum 5:0 ein (70.). Damit hatte er Gefallen am Toreschießen gefunden und legte in der 78. Minute gegen die nur noch als Alibi-Abwehr fungierende Herner Defensive das 6:0 nach. Das war’s. Der HSC ließ es damit gut sein und ließ das Match ausklingen.
Bildzeile:Die Zuhörer im Vereinslokal von Westfalia Herne, dem „Tilkowski“, erlebten eine außergewöhnliche Pressekonferenz wenige Minuten nach Abpfiff. Trainerlegende Christian Knappmann erklärte in knappen Sätzen seinen sofortigen Rücktritt.
Christian Knappmann (Herne): Die Reise ist hier und heute zu Ende. Zu den Gründen möchte ich mich erst zu einem späteren Zeitpunkt und an anderer Stelle äußern.
Herne: Daniel Dudek, Daiki Shigeno, Joel Emiliano Trejo (67. Andrij Dobrovolskyi), Christian Silaj, Tokiya Monno (33. Inami Tsuzuki), Kaan Cosgun (60. Ronald Javier Fuentes), Mohammed Mahfoud Maroc (65. Ilka Murat Berberoglu), Tal Mor Bitton (33. Maurice Bank), Samir Bouachria, Jeron Al-Hazaimeh, Xanni Regäsel.
HSC: Felix Hacker, Nils Bartke (74. Nick Adamski), Maximilian Wolff (80. Wesley Uche David Ojiodu-Ambrose), Philipp Gödde (80. Tim Kortenbusch), Jan Nielinger, Kerem Keskin, Tom Wonneberger, Maurice Majewski (62. Seydi Keskin), Dean Müsse, Michael Kuhfeld, Maurice Modrzik (67. Efe Kadir Bozaci).
Tore: 0:1 Modrzik (21.), 0:2 Modrzik (31.), 0:3 Majewski (39.), 0:4 Gödde (61.), 0:5 S. Keskin (70.), 0:6 S. Keskin (78.).
Schiedsrichter: Patrick Prinssen (SV Westrich 55).
Zuschauer: 173.
Bildzeile: Nils Bartke (re.) setzt sich toll durch und wird gleich auf Maurice Modrzik passen.
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